DATEN UND FAKTEN: Filmstadt Babelsberg: Alles begann mit „Der Totentanz“
Die Bilder haben hier laufen gelernt. Zu Beginn des 20.
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Die Bilder haben hier laufen gelernt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als die wenigsten im Film eine zukunftsträchtige Branche vermuteten, gab Erich Zeiske, Direktor der Deutschen Bioskop-GmbH, Guido Seeber den Auftrag, zum Zwecke einer Ateliervergrößerung ein geeignetes Grundstück im Berliner Umland zu suchen. Im Winter 1911/12 begannen die Bauarbeiten zu einem Glashaus in der Stahnsdorfer Straße in Nowawes. Damit legte die Bioskop-GmbH den Grundstein für die Filmstadt Babelsberg. Am 12. Februar 1912 wurde das Atelier mit den Aufnahmen zum Film „Der Totentanz“ eingeweiht. Schon unter der Ägide der Universum Film AG (Ufa), die die Studios in den 1920er Jahren übernahm, wurde die „Große Stumme“ gebaut. Mit ihren insgesamt 7500 Quadratmetern zählt die Marlene-Dietrich-Halle auch heute noch zu den größten Ateliers Europas. Mit dem Bau des ersten deutschen Tonfilmateliers im Jahre 1929, dem Tonkreuz, begann ein neues Kapitel der Filmgeschichte. Es folgte 1930 die Uraufführung von „Der Blaue Engel“ mit Marlene Dietrich und Emil Jannings in den Hauptrollen. Von 1933 bis 1945 wurden rund 1000 Spielfilme auf dem Gelände gedreht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Filmstadt volkseigen und firmierte unter dem Namen Deutsche Film AG, kurz: Defa. Jährlich 16 Kinofilme warf die Filmindustrie der DDR aus, insgesamt über 700 Spielfilme, darunter 150 Kinderfilme. Der stark subventionierte Betrieb diente als Instrument, sozialistische Ideale zu transportieren. Nach der Wende brach die Filmmaschinerie ein. Im August 1992 verkaufte die Treuhandanstalt die Filmstudios an den französischen Konzern Compagnie Générale des Eaux (heute Vivendi Universal). Um den Studiobetrieb in wirtschaftliche Bahnen zu lenken, wurde eine Vielzahl der Defa-Mitarbeiter entlassen. Von den ursprünglich 1800 Festangestellten ist nicht mal ein Zehntel übrig. Vivendi Universal soll in den folgenden zwölf Jahren rund 500 Millionen Euro in das Filmstudio investiert haben. Damit wurde aus der Filmfabrik eine Medienstadt mit Sogwirkung. Zu Spitzenzeiten waren dort über 140 Firmen aus der Branche angesiedelt. Heute sind es knapp 120. Darunter auch der Landesfilmförderer, das Medienboard Berlin-Brandenburg, Hermes Synchron oder die Spezialisten für Spezialeffekte, die Nefzers GmbH. Auch die öffentlich-rechtliche Medienanstalt Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg (ORB), der im Mai 2003 mit dem Berliner SFB zum RBB fusionierte, ließ sich mit Hauptsitz in Babelsberg nieder. Und bekam private Konkurrenz durch BB Radio und Radio Teddy in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf saß auch immer in Babelsberg, 2000 konnte der gläserne Neubau in der Medienstadt bezogen werden. Auch die Universal Film AG, die heute als UFA Film- & Fernseh-Produktion firmiert, hat zu ihrer alten Wirkungsstätte zurückgefunden. 1996 verlegte einer der größten deutschen Produzenten seinen Hauptsitz wieder nach Babelsberg. Das Studio selbst wurde vor knapp zwei Jahren von der Filmbetrieb Berlin Brandenburg GmbH mit ihren Geschäftsführern Carl Woebcken und Christoph Fisser von Vivendi Universal erworben und an die Börse geführt. NIK
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