zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Firma Lindemann soll gehen Kreis hält Rehbrücker Spedition für zu laut

Nuthetal - Auf mathematischem Weg ermittelte Lärmimmissionswerte könnten der über 100-jährigen Geschichte der Spedition für Brenn- und Baustoffe Robert Lindemann in Rehbrücke ein Ende bereiten. Nach dem gültigen Bebauungsplan 18 befindet sich das Firmengelände im Andersenweg in einem „allgemeinen Wohngebiet“.

Stand:

Nuthetal - Auf mathematischem Weg ermittelte Lärmimmissionswerte könnten der über 100-jährigen Geschichte der Spedition für Brenn- und Baustoffe Robert Lindemann in Rehbrücke ein Ende bereiten. Nach dem gültigen Bebauungsplan 18 befindet sich das Firmengelände im Andersenweg in einem „allgemeinen Wohngebiet“. Geschäftsführerin Doris Lindemann fürchtet nun um die Existenz ihrer Firma, denn die Untere Bauaufsicht in Belzig hat auf Grundlage einer Lärmberechnung „erhebliche Bedenken gegen die Genehmigungsfähigkeit“ eines Antrages auf Weiterbetrieb angemeldet.

Auslöser war im Dezember 2007 eine Bürgerbeschwerde über morgendlichen Lärm der ausfahrenden Fahrzeuge. Da war der Andersenweg noch eine Buckelpiste, inzwischen ist er asphaltiert. Und das Grundstück des damaligen Beschwerdeführer wird selbst nach den Daten der Bauaufsicht nicht als lärmüberbelastet aufgeführt. „Die Bauaufsicht wirft uns vor, 1997 nicht mitgeteilt zu haben, dass wir den Kohleplatz räumten und mit der Umstellung auf den Heizölhandel als Lkw-Stellfläche nutzen“, so Doris Lindemann. Ein nachträglicher Antrag sollte die „Erweiterung des vorhandenen Gewerbebetriebes“ legalisieren – doch die Bauaufsicht sieht dafür keine Chancen. Lindemann fühlt sich alleingelassen, der Verwaltungswust werde auf die Gewerbetreibende abgewälzt. Im Landratsamt scheint indes die Zusammenarbeit von Bau- und Gewerbeamt schwierig zu sein – Letzteres war zum Sachverhalt im Bilde.

Die Firmenchefin bezweifelt die von der Bauaufsicht ermittelten Lärmwerte ihrer Firmenfahrzeuge. Vorige Woche bat sie Nuthetals Bürgermeister Gerhard Ling um Unterstützung. Der Firmensitz, von Wohnbebauung umgeben, stellt sich eigentlich als sogenanntes Mischgebiet dar, und nicht als reines Wohngebiet. Auch die Lindemanns wohnen hier. Die im Mischgebiet geltenden geringeren Grenzwerte der zulässigen Lärmbelastung wiesen nur einen unmittelbaren Nachbarn als lärmbelastet aus. Doch ausgerechnet den stört das Thema nicht. „Ich höre nachts auch bei offenem Fenster nichts“, so Wilfried Bidassek gegenüber PNN. Nach dem 2009 erfolgten Ausbau des Andersenweges, über den die Öltanklastfahrzeuge und Kipper auf das Betriebsgelände fahren, sei es sogar noch ruhiger geworden.

Auch Anwohner Manfred Spahn sagte gegenüber PNN: „Die Speditionsfahrzeuge rollen doch nur vorbei, die stören mich nicht.“ Wenn morgens die ersten Linienbusse über die Dellen der Alice-Bloch-Straße poltern, wache er auf. 21 Fahrzeuge, davon neun Tankfahrzeuge, hat die Spedition derzeit. 2009 und 2010 wurde der Fuhrpark auf die neueste, geräusch- und emissionsarme E5-Norm umgestellt. Die Firma Lindemann hat dafür mehr als 1,5 Millionen Euro investiert. Für den Ausbau des Andersenweges hat sie 2009 Anliegerbeitrag und Gewerbeanteil von 17 000 Euro gezahlt. Etwa 200 Meter der Straße dienen der Firma als Zufahrt.

„Wir haben viel Geld in einen umweltgerechten Betrieb investiert“, so Geschäftsführerin Lindemann – sie hofft, es nicht umsonst getan zu haben. Für 27 Mitarbeiter und deren Familien fühlt sie sich verantwortlich. Demnächst soll die Firma an die vierte Generation übergeben werden. Den Belziger Vorschlag, einen neuen Fahrzeugstellplatz mit Hilfe der Gemeinde zu finden, wird sie nicht annehmen. Nur auf eigenem Grund und Boden können die Firmenpreise marktfähiger kalkuliert werden.

Lindemann hofft nun auf Hilfe vom Rathaus: Wenn der Bebauungsplan 18 eine Änderung des betreffenden Gebietes zum Mischgebiet erfahren würde, wäre ihre Firma gesichert. Der Bebauungsplan wurde einst erstellt, um angesichts des regen Baugeschehens Mindestgrundstücksgrößen festzulegen und den Siedlungscharakter zu erhalten. Die Verwaltung werde eine Änderung prüfen, bestätigte Bauamtsleiter Torsten Zado auf PNN-Nachfrage. Auch der Vorsitzende des Ortsentwicklungsausschusses Rainer vom Lehn sieht das als machbar an. Zum letzten Ausschusstermin war das Problem bereits nichtöffentlich zur Sprache gekommen. Die Firma Lindemann besteht seit 1896. Ute Kaupke

Ute Kaupke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })