Landeshauptstadt: Fit machen für den Job
Zentrum für Aus- und Weiterbildung zielt nicht nur auf junge sondern auch auf ältere Arbeitslose
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Babelsberg - „Trotz hoher Arbeitslosigkeit gibt es genügend Nischen, die mit Arbeitslosen besetzt werden können“, das ist das Credo von Reiner Rabe, Geschäftsführer des Zentrums für Aus- und Weiterbildung (ZAL). Vor knapp zwei Jahren hat das Ludwigsfelder Unternehmen eine Niederlassung in Babelsberg eröffnet. Seitdem werden hier auf dem GiP-Gelände Arbeitslose gezielt für den Arbeitsmarkt fit gemacht.
Ständig sind etwa zweihundert Menschen in der Ausbildung, um entsprechend den Anforderungen von Unternehmen auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet zu werden. In der Kombination von Ausbildung und Vermittlung scheint das ZAL-Erfolgsgeheimnis zu bestehen. „Unsere Vermittlungsquote liegt zwischen 75 und 91 Prozent“, verkündete Rabe gestern vor der Presse. In diesem Jahr seien 1035 arbeitslose Erwachsene und Jugendliche durch „gezielte modulare Qualifizierung“ durch jugendspezifische Projekte wie „Fit for Job“, durch gute Lehrlingsausbildung und durch gezielte Arbeitsvermittlung in Arbeit gebracht worden. Grundlage für den Erfolg sei die Zusammenarbeit mit 348 Firmen, darunter große Unternehmen wie Daimler-Chrysler, OBI, Classen Industries und Klenk Baruth.
Im Land Brandenburg würden in den nächsten zehn Jahren bis zu 100 000 „Fachkräfte“ fehlen, sagte Günter Baaske, SPD-Fraktionschef im brandenburgischen Landtag. Baaske informierte sich gestern vor Ort über die Ausbildung im Informations- und Gewerbebereich des ZAL. Vor allem Industriearbeitsplätze könnten zunehmend nicht besetzt werden, sagte er. Diesem Trend will das ZAL entgegensteuern und zur Ausbildung und Qualifizierung zehn Fachgebiete anbieten: Metall, Kfz, Schweißen, Elektro, Hydraulik/Pneumatik, Holz, EDV-Büro, Qualitätsmanagement, CNC- Technik sowie Lager und Logistik.
Besonders im Blickfeld stehen künftig ältere Arbeitnehmer. „Kein Betrieb hat eine Strategie für ältere Arbeitnehmer“, sagt Rabe. Bisher schnitten die Unternehmen „den Stiel bei 40 bis 45 Jahren und ganz konsequent bei 50 Jahren ab“, so der Geschäftsführer. Aber das sei künftig bei einem steigenden Mangel an Technikern und Ingenieuren nicht mehr zu vertreten. Daher wolle das ZAL gemeinsam mit Unternehmen eine Strategie für über 50-Jährige entwickeln. Besonders in der Stadt Potsdam gebe es ein Reservoir potenzieller Fachleute im technisch-gewerblichen Bereich wie Metall, Elektro, und Gas-/Wasser-Installation. Darüber hinaus behält das ZAL seine Strategie bei, Jugendliche mit gezielten Maßnahmen „marktfähig“ zu machen. Dazu gehöre beispielsweise auch die Ausbildung zum Gabelstaplerfahrer, an den heute weitaus höhere Anforderungen gestellt werden als noch vor zehn Jahren.
Die ZAL GmbH ist selbst ein großer Arbeitgeber, betont Rabe. Und obwohl ein Rückgang der Förderung im Bildungsbereich um 70 Prozent zu beklagen sei, habe das Unternehmen in den letzten Jahren keine Arbeitsplätze abgebaut. In der gesamten Unternehmensgruppe seien gegenwärtig 348 Mitarbeiter beschäftigt, beim ZAL 102. Die Finanzierung erfolge derzeit nur noch zu fünfzig Prozent durch die Agentur für Arbeit. In zunehmenden Maße würden die Firmen ihre Ausbildung verlagern und dafür auch bezahlen. Und schließlich gebe es immer mehr Selbstzahler, zum Beispiel für den Gabelstaplerschein. Günter Schenke
Günter Schenke
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