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Landeshauptstadt: Flachbauten für Fernsichten

Turm der Feuerwache und fünfte Etage der neuen Oberlinklinik erregen Missfallen des Bauausschusses

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Turm der Feuerwache und fünfte Etage der neuen Oberlinklinik erregen Missfallen des Bauausschusses Von Guido Berg Eine Bresche für den Erhalt von Blickbeziehungen zu den historischen Weltkulturerbe-Bauten Potsdams hat der Bauausschuss am Dienstagabend geschlagen: Die Mitglieder erteilten sowohl den Plänen für einen Feuerwach-Turm an der Türkstraße als auch den Hoffnungen des Oberlin-Vereins für eine fünfte Etage auf dem vierstöckig genehmigten und im Bau befindlichen Klinikneubau in Babelsberg eine Absage. Bei der Oberlinklinik gefährdet die Entscheidung den Baufortgang: „Wir müssten die Baustelle eigentlich stilllegen“, so die Reaktion des Architekten Werner Bauer. Die Bodenplatte sei bereits gegossen, die Kellergeschosse zur Hälfte fertig, Anfang November sollte der Rohbau bis in das dritte Obergeschoss vordringen. Für die neue Feuerwache brachte das Ausschussmitglied Peter Lehmann (CDU) sogar die Wahl eines anderen Standortes ins Gespräch. Hintergrund ist die Intervention der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten für einen freien Blick auf die Nikolaikirche vom Babelsberger Park aus. Die Oberlinklinik hatte noch nach dem Baustart für ihren Neubau im Frühjahr 2005 einen höheren Bettenbedarf bekundet und daher um Genehmigung für die Aufstockung ihres Viergeschossers auf fünf Etagen ersucht. Der Bauausschuss bat jedoch um Alternativen, die Architekt Bauer und Andreas Koch, kaufmännischer Vorstand des Oberlinvereins, auf der Sitzung am Dienstag nicht vorlegen konnten. „Wir können die Bettenzahl nur aufstocken durch eine fünfte Etage“, insistierte Bauer. Als optisch wirkenden Kompromiss bot er eine transparente Glaskonstruktion für den Etagenaufsatz an. Diese Lösung lehnte der Ausschuss ohne Gegenstimme ab. Die Verwaltung hatte zuvor als Alternative zur fünften Etage einen zweigeschossige Fortsetzung des Klinikbaus Richtung Garnstraße vorgeschlagen. Mit diesem „Riegel zur Garnstraße“ könne auch er sich anfreunden, erklärte der Abgeordnete Lehmann, der einem fünften Geschoss skeptisch gegenüber steht. Architekt Bauer deutete an, dass eine Baufortsetzung Richtung Garnstraße entlang der Grundstücksgrenze zu Problemen mit dem Grundstücksnachbarn führen könnten. Der Ausschussvorsitzende Christian Seidel (SPD) fasste jedoch den Ausschusswillen mit den Worten zusammen: „Bereits das vierte Geschoss war ein Kompromiss, ein fünftes hieße, den Kompromiss zu überreizen.“ Solange es eine Chance für eine städtebaulich vertretbare Lösung gebe, sollte sie genutzt werden. Mit den Worten „ich bin echt erschüttert“ kommentierte Wolfgang Cornelius (CDU) Simulationen der Verwaltung, die zeigen, dass die neue Feuerwache vom Babelsberger Park aus den Säulentambur der Nikolaikirche zu zwei Dritteln verdeckt. Cornelius: „Da hätte ich ja eher dem Oberlinhaus zugestimmt.“ Die Schlösserstiftung hatte freie Sicht auf die Säulen gefordert. „Wir sehen das als Verwaltung als nicht möglich an“, erklärte demgegenüber Stadtplaner Andreas Goetzmann. Dazu müsste der Turm, 23,60 Meter über dem Gelände, um zwei komplette Geschosse reduziert werden, was nicht möglich sei. Dem hielt Christian Seidel entgegen, der Ausschuss könne nicht bei einem privaten Investor, dem Oberlin-Verein, etwas untersagen, was dann aber ausgerechnet bei einem Vorhaben der Stadt genehmigt wird. Auch er zeigte sich überrascht von den Simulations-Fotos der Stadtverwaltung, die eine wesentliche Verdeckung der Nikolaikirche zeigen: „Ich hätte mir nicht solche Bilder vorgestellt.“

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