Links und rechts der Langen Brücke: Flanken für ein neues Stadion
Jan Brunzlow beschäftigt sich mit dem Für und Wider eines modernen, funktionstüchtigen Stadions in der Landeshauptstadt
Stand:
Die Partie steht auf dem Spielbogen, nur der Veranstaltungsort ist noch nicht ausgefüllt. Ein Fragezeichen steht an dieser Stelle: Karl-Liebknecht- Stadion oder eine neue Arena an der Verlängerung der Wetzlarer Straße? Die Frage stellt sich inzwischen nicht nur in Bezug auf eine mögliche Frauenfußball-WM in Deutschland im Jahre 2011, bei der Potsdam als Spielort infrage käme. Sondern auch wegen der Ereignisse rund um das Traditionsstadion „Karli“ am Unesco-Welterbe-Park Babelsberg. Beispielsweise klagt ein Anwohner vor dem Verwaltungsgericht wegen Überschreitung von zulässigen Lärm- und Flutlicht-Grenzwerten. Die öffentliche Verhandlung findet in zwei Wochen statt. Inwieweit dem SV Babelsberg 03 als Verklagter und Stadionpächter dabei ein aktuelles Urteil aus Aachen hilft, wo Anwohner in einer ähnlichen Angelegenheit vor Gericht verloren, bleibt abzuwarten. Die juristischen Fälle sind ähnlich, nicht gleich – die Richter schon gar nicht. Ein weiterer Punkt, der gegen den jetzigen Stadionstandort spricht, ist der Zustand des Runds. Es ist marode. Bälle, die aufs Tribünendach geschossen werden, könnten Löcher darin hinterlassen. Saniert wird das, was gerade am notwendigsten ist. Geld für eine neue Tribüne oder eine Komplettsanierung ist nicht vorhanden. Zudem fehlen Parkplätze und werden auf weite Sicht im direkten Umfeld nicht entstehen können, da es an das Welterbe Babelsberger Park angrenzt. Und die Trainingsplätze für den Fußballverein sind nichteinmal viertligatauglich. Saniert werden könnte das Stadion mit Sicherheit für weniger Geld als ein Neubau kostet – zwischen zweieinhalb und fünf Millionen Euro sind dafür notwendig, wird hinter vorgehaltener Hand erklärt. Jedoch sprechen Anwohnerklagen, Parkplatzmangel, Trainingsmöglichkeiten gegen einen Um- und Ausbau. Zu guter Letzt läuft die Baugenehmigung für die abknickbare Flutlichtanlage im kommenden Frühjahr aus – eine Verlängerung ist beantragt, die Entscheidung steht noch aus.
Dennoch: Werden all diese Punkte zusammengerechnet und gegen die eines Stadionneubaus an einem anderen Ort in Babelsberg oder der Waldstadt I aufgewogen, wird man sich wohl vom alten „Karli“ verabschieden. Eine Prüfung sowie eine Machbarkeitsstudie sollen diese Punkte nun alle klären und Aufschlüsse über einen Standort und Finanzierung geben. Angaben darüber wer das Stadion bezahlt, wie hoch der städtische Eigenanteil – wenn überhaupt benötigt – sein wird und wie viele Zuschauer darin Platz finden sind momentan Spekulation. Sicher scheint dagegen als Fazit der Diskussion, angeschoben von einem Artikel in den PNN: Vorausgesetzt der DFB bewirbt sich um die Frauenfußball-WM 2011, vorausgesetzt sie findet in Deutschland statt, vorausgesetzt Potsdam wird Spielort, vorausgesetzt die Nachnutzung ist gesichert, vorausgesetzt die Planung ist nicht überdimensioniert, vorausgesetzt einer politischen Willensbildung – dann wird das Stadion gebaut.
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