zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Fliedergarten: Der Konflikt spitzt sich zu Niehaus und Weber suchen die Entscheidung

Nauener Vorstadt - Die Kontrahenten um das Sozialprojekt Fliedergarten rüsten zum Showdown: Jürgen Weber vom Verein der Hartz-IV-Betroffenen wirft Friedrich Niehaus vom Verband der Garten- und Siedlerfreunde (VGS) „Betrug“ vor und hat am Montag deshalb einen Termin bei seiner Rechtsanwältin. Weber zückt aber nicht nur das juristische Schwert, sondern auch das politische: Am Freitagmorgen verschickte er, wie er sagte, eine E-Mail an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) mit der „Bitte um ein klärendes Wort“.

Stand:

Nauener Vorstadt - Die Kontrahenten um das Sozialprojekt Fliedergarten rüsten zum Showdown: Jürgen Weber vom Verein der Hartz-IV-Betroffenen wirft Friedrich Niehaus vom Verband der Garten- und Siedlerfreunde (VGS) „Betrug“ vor und hat am Montag deshalb einen Termin bei seiner Rechtsanwältin. Weber zückt aber nicht nur das juristische Schwert, sondern auch das politische: Am Freitagmorgen verschickte er, wie er sagte, eine E-Mail an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) mit der „Bitte um ein klärendes Wort“. Niehaus seinerseits lässt derzeit „ein Hausverbot prüfen“ – Weber solle den Fliedergarten nicht mehr betreten dürfen. Niehaus argumentiert, er bekomme Druck vom VGS-Vorstand; dort herrsche die Ansicht, „Niehaus, schaff da Ordnung. Du hast Anwälte“.

Vor diesem Hintergrund muss eines der ambitioniertesten Sozialprojekte der Stadt Potsdam als gescheitert gelten. Im Oktober 2007 bekam Webers Verein der Hartz-IV-Betroffenen 6500 Quadratmeter Gartenfläche in der Kleingartensparte „Am Pfingstberg“ kostenlos überlassen. Das Areal war verwahrlost, aber die Visionen groß. Die Idee: Arbeitslose schaffen sich einen Gemeinschaftsgarten. Zwischenzeitlich fassten sogar Oberbürgermeister Jakobs und die SPD-Bundestagabgeordnete Andrea Wicklein mit an, um den Fliedergarten von Gerümpel zu beräumen. Eigentümer der Fläche ist der Kommunale Immobilien Service (KIS) der Stadt Potsdam, Hauptpächter ist der VGS von Niehaus. Dieser wiederum schloss einen Unterpachtvertrag mit Weber ab, welcher nun Streitgegenstand ist. Niehaus sagt, Weber habe von ihm nur 1900 Quadratmeter gemietet. Weber dagegen sieht sich als Pächter des gesamten Gartens, was kein Problem darstellte, solange das Tischtuch zwischen beiden noch nicht durch war. Dessen Haltbarkeit wurde allerdings auf eine schwere Probe gestellt, als Weber den namhaften Landschaftsarchitekten Hartmut Solmsdorf brüskierte, in dem er dessen Vorstellungen von einem „Schicki- Micki-Garten“ zurückwies. Nach Webers Vorstellungen sollte im Fliedergarten keine Kulturlandschaft entstehen, sondern Obst und Gemüse für die Hartz-IV- Betroffenen und die Suppenküche der Volkssolidarität wachsen. Solmsdorf schrieb mittlerweile an Niehaus, solange die Hartz-IV-Betroffenen „die Geschehnisse“ im Fliedergarten bestimmen, sei eine Beförderung des Projekts durch ihn „aus politischen und ästhetisch-ökologischen Gründen“ aussichtslos.

Das Fass zum Überlaufen brachte dann Webers Aktion, die gut „Pfingstbergland zu Ackerland“ heißen könnte – er ging mit der Säge durch den Garten und fällte über 30 Bäume. Niehaus kochte vor Wut, da er als Hauptpächter die Verantwortung trägt. Nun will er Weber „kündigen und raus haben“. Weber, der zugibt, von ein paar Vereinsmitgliedern in Ludwigsfelde abgesehen derzeit alleine zu agieren, verlangt nun vom Oberbürgermeister, als Hauptpächter für den Garten eingesetzt zu werden: „Wenn ich etwas mache, mache ich es richtig.“ Niehaus hegt mit Solmsdorf schon neue Pläne. Solmsdorfs Projektname: „Augen-Weiden: Neue Blumenwiesen für Potsdam.“ Guido Berg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })