zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Fliegerangriff auf dem Ententeich

Potsdamer Minentaucher Matthias Koppe probt mit dem NATO-Minenabwehrverband Ernstfall auf See

Stand:

Potsdamer Minentaucher Matthias Koppe probt mit dem NATO-Minenabwehrverband Ernstfall auf See Von Bettina Krohn Matthias Koppe sucht den Himmel ab. Plötzlich hält er inne, greift zum Mikrofon und meldet: „Flieger im Anflug von Steuerbordseite.“ Nur wenige Sekunden später saust eine Pilatus über das deutsche Minenjagdboot „Dillingen“. Für den gebürtigen Potsdamer ist die Übung des NATO-Minenabwehrverbandes in Neustadt nur ein Spiel. Aber er weiß, wie leicht aus dem Spiel ernst werden kann. „Darüber muss man sich klar sein, wenn man zur Marine geht“, sagt der hochgewachsene junge Mann. Der 23-Jährige ist Minensucher und seit vier Jahren bei der Marine. Er und weitere 41 Besatzungsmitglieder sind gefordert. Während Matthias Koppe den Luftraum überwacht, versucht ein anderer das Flugzeug mit der Fliegerfaust vom Himmel zu holen. Die Seeübung ist groß angelegt. 250 Besatzungsangehörige aus fünf verschiedenen Nationen mit fünf Minenjagdbooten proben auf See und an Land den Ernstfall – mehrere Schiffe sind bei der simulierten Flugattacke getroffen worden. Unter Deck der „Dillingen“ kämpft die Besatzung mit einem Großfeuer. Das ist in der Kombüse ausgebrochen. Starker Rauch hat sich entwickelt. Nur mit schwerem Atemschutz können die Männer zum Brandherd vordringen. Die Besatzung der 54 Meter langen „Dillingen“ hat sich mehrere Wochen auf das fünfstündige Szenario vorbereitet. Umso erleichterter sind die Männer über den positiven Verlauf. Auch Matthias Koppe ist zufrieden. Stundenlang hat er in der eisigen Kälte nach feindlichen Flugkörpern Ausschau gehalten. Beim Einlaufen in Neustadt freut er sich auf seinen wohl verdienten Feierabend. „Mir gefällt die Arbeit, weil sie so abwechslungsreich ist“, sagt der Potsdamer. Er hat bereits viel von der Welt gesehen. Wenn die „Dillingen“ nicht gerade in der Ostsee kreuzt, ist sie im Mittelmeer, vor England oder im Nordatlantik im Einsatz. „Da können die Wellen schon mal acht Meter hoch sein.“ Kein Problem für Matthias Koppe. Der Minentaucher mag es, wenn es „hoch her geht“. „Dit hier“, sagt Koppe und zeigt verächtlich auf die kleinen Ostseewellen „ist doch Ententeich“. Überhaupt scheint er das Risiko zu mögen. Als Minentaucher lebt er nicht ungefährlich. Wer in 40 Meter Tiefe Minen aufstöbert, sie identifiziert und unter Wasser vernichtet muss nervenstark und körperlich topfit sein. Voraussetzung für die Ausbildung ist das Deutsche Sportabzeichen und ein körperlicher Eignungstest. Von 35 Anwärtern bestehen nicht mehr als sieben die Prüfungen. Bisher ist er in keine gefährliche Situation unter Wasser gekommen. „Dafür ist die Ausbildung zu gut. Ich weiß genau, was ich zu tun habe und brauche den Adrenalinstoß“, sagt er. Matthias Koppe möchte noch einige Jahre zur See fahren und anschließend studieren. „Psychologie würde mir gefallen“, sagt er mit einem Grinsen. Derzeit ist er in Kappeln/Olpenitz stationiert. Er fühlt sich in Schleswig-Holstein wohl. Nur die Entfernung zu Potsdam macht ihm manchmal zu schaffen. „Meine Familie fehlt mir schon“, gibt er offen zu. Aber das Gefühl verschwindet, sobald er wieder an Bord geht. Dann reizen neue Länder und der Hauch von Abenteuer.

Bettina Krohn

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })