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Vorfreude. Die Potsdamerinnen Katja Plodzistaya (l.) und Lisa Kononenko absolvieren ein Schuljahr im Ausland. Gut vorbereitet lernen sie bald in Chile und in den USA.

© Katie Simpson

Landeshauptstadt: Flugzeug statt Schulbank

Zwei Schülerinnen zieht es aus Potsdam zum Austauschjahr um die Welt

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Statt zur gewohnten Schulbank ziehen einige Schüler nach den Sommerferien in ferne Länder. Sie machen einen Schüleraustausch im Ausland. Auch die 17-jährige Katja Plodzistaya und ihre 16-jährige Freundin Lisa Kononenko vom Humboldt-Gymnasium haben sich dafür entschieden. Beide machen ein Auslandsjahr, aber in verschiedenen Ländern. Katja fliegt für ein Jahr nach Chile, während Lisa in den USA leben wird.

Auf die Idee kamen die Mädchen bei einem Abend mit ihrer Clique. Eine Bekannte schwärmte von ihren Erlebnissen. Sieben von zehn Freunden ließen sich begeistern und verlassen nun für elf bis 13 Monate das Land.

Die Vorbereitung eines Auslandsjahrs ist aufwendig. Deshalb sollte man rechtzeitig damit beginnen: „Ich habe schon vor über einem Jahr angefangen mich zu erkundigen“, erzählt Katja. Für ihren Flug nach Südamerika hat sie ein Stipendium beantragt, sonst hätte sie sich das Auslandsjahr nicht leisten können. „Am Anfang sagte man mir, es sei kein Problem, später bekam ich eine Absage.“ Diese Hürde konnte sie inzwischen nehmen. Lisa hatte mit „sehr schwer verständlichen Formularen“ zu kämpfen. Der Antrag für ihr USA-Visum raubte ihr den sprichwörtlich letzten Nerv, besonders weil sie „erst“ im Oktober mit den Vorbereitungen begonnen hatte.

In Deutschland gibt es rund 50 Anbieter für den Schüleraustausch. Katja und Lisa haben bei verschiedenen Organisationen gebucht, die auch Vorbereitungskurse anbieten. Katjas Kurs dauerte eine Woche. Es gab Informationen über Kultur und Werte des Gastlandes. Lisa bekam nur einen Tag Vorbereitungskurs und Info-Material mit der Post.

Den Humboldtjanern, die gerade die zehnte Klasse abgeschlossen haben, soll nicht nur die Sprachpraxis gute Englisch- und Spanisch-Zensuren im Abitur sichern. Sie sind auch einfach neugierig: „Wir sind jung und sollten viele Eindrücke sammeln.“ Lisa kennt die USA bisher nur aus dem Fernsehen. Sie erhält in den kommenden Wochen ihr Abreisedatum und Infos über ihre Gastfamilie. Katja konnte schon vorher mit ihrem „zukünftigen Bruder“ E-Mails schreiben und freut sich auf das temperamentvolle, impulsive Leben in Chile. Angst vor Naturkatastrophen hat sie nicht: „Es kann einem überall auf der Welt etwas passieren.“

Ihr Schuljahr wird in Deutschland wahrscheinlich nicht anerkannt. Deshalb beginnen beide im nächsten Sommer mit der elften Klasse. Der Gedanke an den ersten Schultag in der Fremde löst zumindest bei Katja ein kleines bisschen Angst aus: „Ich habe den Spanischunterricht etwas schleifen lassen“, gibt sie zu. Lisa findet, „Englisch versteht man irgendwie immer.“ Viel mehr beschäftigen sie mögliche Geldsorgen: „Ich hoffe, ich darf babysitten, um mein Taschengeld aufzubessern.“

Probleme müssen Schüler im Ausland jedoch ohne ihre Eltern oder die beste Freundin versuchen zu lösen. Nicht selten gibt es Heimweh. Bei Problemen kann auch die Gastfamilie gewechselt werden. Laut einer Umfrage der Stiftung Warentest machen das 28 Prozent der Austauschschüler, sechs Prozent sogar mehrmals. Lisa und Katja sind überzeugt, dass sie nicht zu den fünf Prozent gehören werden, die das Auslandsjahr abbrechen. Ihre Austausch-Organisationen haben sie darauf vorbereitet. „Man sollte die ersten drei Monate keinen Kontakt nach Deutschland haben und sich bei Sehnsucht nach der Heimat lieber ablenken, anstatt die Eltern anzurufen. Internetportalen wie Facebook sollte man nur alle zwei Wochen benutzen“, berichtet Katja. Zu Hause seien die Potsdamer Mädchen sehr unterstützt worden. Ihnen gefällt die Vorstellung, im nächsten Schuljahr mit dem größten Teil ihrer Gruppe wieder in einen Jahrgang zu kommen und von der vielleicht aufregendsten Zeit ihres Lebens erzählen zu können.

Marieluise Albrecht

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