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Sport: Flunderleben

Linn und Viktor, Jasmin und Nils, Giulia, Chris und Anika sind eigentlich ganz verschieden. Eins aber haben sie gemeinsam: Sie gehören zu einer Generation in der Warteschleife zwischen Examen und Einstieg in die Arbeitswelt.

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Linn und Viktor, Jasmin und Nils, Giulia, Chris und Anika sind eigentlich ganz verschieden. Eins aber haben sie gemeinsam: Sie gehören zu einer Generation in der Warteschleife zwischen Examen und Einstieg in die Arbeitswelt. Zum Beispiel Linn. „Flexibel, mobil und formbar“, ist sie mit einem Set von Visitenkarten für die Welt der Netzwerke gewappnet. Mit ihrem Freund Viktor übt sie Vorstellungsgespräche aller Art – in der klassischen „Kaffeesituation“, aber auch mal als „Bewerbungsgespräch beim Edel-Italiener“. Oder Giulia, die bei einer „sehr berühmten Institution hospitiert“. Sie hat es satt, „für einen Hungerlohn rund um die Uhr zu schuften“ und schlägt Linn vor, die „Partei der Berufstätigen aber nicht Erwerbstätigen“ zu gründen – und damit die Arbeitswelt zu revolutionieren.

Seitdem die „Zeit“ im letzten Jahr die Generation Praktikum ausrief, beschäftigt das Phänomen der „floundering period“ die Medien – als eine Phase, in der junge Menschen zappeln wie eine Flunder. In ihrem Erzählband „Die Lebenspraktikanten“ hat Nikola Richter ihre Erfahrungen als Dauerpraktikantin verschiedenen fiktiven Figuren zugeordnet. Das von Existenzangst, Ratlosigkeit und Praktikumslethargie geprägte Lebensgefühl der Flundermenschen schildert die 29-jährige Autorin treffend. Leider bleibt es oft bei einer lakonischen Bestandsaufnahme. Doch auch wenn aus der großen Revolution durch die Praktikanten-Partei nichts wird: Wenn die Lebenspraktikanten Büromaterial entwenden oder Versicherungsbeiträge beim Konzernchef einfordern, kämpfen sie sich mit kleinen privaten Revolten flexibel durch das Praktikanten-Leben. Oder versuchen, mit einem Dönerkuchen-Unternehmen den freien Markt zu erobern. Karolina Kühn

Nikola Richter: Die Lebenspraktikanten. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt a.M., 192 S., 8 €.

Karolina Kühn

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