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Landeshauptstadt: Förderschule „James Krüss“ ohne Zukunft? Harsche Kritik an Bildungspolitik

Am Schlaatz – Die James-Krüss-Förderschule für Sprachauffällige am Bisamkiez im Wohngebiet Am Schlaatz soll offenbar mittelfristig geschlossen werden. „Das ist eine realistische Befürchtung“, erklärte gestern der Rektor der Förderschule, Jan Molkenthin, auf PNN-Anfrage.

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Am Schlaatz – Die James-Krüss-Förderschule für Sprachauffällige am Bisamkiez im Wohngebiet Am Schlaatz soll offenbar mittelfristig geschlossen werden. „Das ist eine realistische Befürchtung“, erklärte gestern der Rektor der Förderschule, Jan Molkenthin, auf PNN-Anfrage. Gegenüber dem Bildungsausschuss am Mittwochabend hatte Molkenthin die zurückgehende Schülerzahl an seiner Schule belegt. Gab es im vergangenen Schuljahr noch zwölf Klassen mit 120 Schülern, sind es gegenwärtig nur noch neun Klassen mit 83 Schülern. In diesem Jahr konnte für die James-Krüss-Förderschule keine erste Klasse gebildet werden, informierte Molkenthin. Dies werde nach bisherigem Stand auch im kommenden Jahr der Fall sein, erklärte gestern Ulrich Rosenau, Leiter des zuständigen staatlichen Schulamtes, den PNN.

Offenbar liegt der Rückgang der Schülerzahlen nicht an einem Rückgang der Zahl sprachauffälliger Schulkinder: „Bei mir waren zehn Eltern, die ihr Kind gern bei uns unterrichten lassen wollten, denen aber vom staatlichen Schulamt eine andere Schule zugewiesen wurde“, erklärte der Rektor den PNN. Im Ausschuss nannte Molkenthin den Fall eines zugezogenen Schülers aus Hessen, der an einem Gendefekt leidet und der einen Nachweis über seinen Förderbedarf mitbrachte. Das Schulamt habe den Eltern dennoch mitgeteilt, sie könnten sich jede andere Schule in Potsdam aussuchen – nur nicht die Krüss-Schule.

Wolfgang Bogel-Meyhöfer, Vertreter des staatlichen Schulamtes, hatte sich im Ausschuss nach den Molkenthin-Äußerungen harscher Kritik zu erwehren: „Sie entziehen der Krüss-Schule die Sonderpädagogen und den Eltern wird gesagt, es fehlen die Lehrer“, konstatierte Hella Drohla (Die Linke). „Da stehen grundsätzliche falsche politische Entscheidungen dahinter“, erklärte Dieter Gohlke (Familienpartei). Und Steeven Bretz (CDU): „Wir ruinieren generalstabsmäßig unser öffentliches Schulsystem.“ Bretz kritisierte eine „Reißbrettplanung an den Interessen der Kinder vorbei“. Bogel-Meyhöfer wehrte sich: Das Konzept habe sich gewandelt, Kinder mit Handicap sollten nicht mehr an Sonderschulen, sondern gemeinsam mit, wie er sagt, anderen „normalen“ Kindern lernen. „Separieren ist nicht das Beste für die Kinder“, so Bogel-Meyhöfer. Dazu müssten die personellen und finanziellen Voraussetzungen an den Schulen geschaffen werden, konterte der Erziehungswissenschaftler Jörg Kwapis: In diesem Punkt „hechelt die brandenburgische Wirklichkeit den Papiertigern hinterher, die hier produziert werden“. Guido Berg

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