Homepage: Forscher wollen persönliche CO2-Werte festlegen
Potsdam-Institut: Nach Scheitern von Kopenhagen neue globale Klimaschutz-Strategie nötig
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Kurz vor der Klimaschutzkonferenz auf dem Bonner Petersberg kritisierte das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) die aktuelle Klimapolitik. „Das Schema Klimabasar – jeder gibt so wenig, wie er kann – hat die Verhandlungen in eine Sackgasse geführt“, sagte der Direktor des PIK, Hans Joachim Schellnhuber mit Blick auf das Scheitern des Klimagipfels von Kopenhagen im vergangenen Dezember. Die bisher zur Kopenhagen-Vereinbarung eingereichten Selbstverpflichtungen der Länder bedeuteten einen Anstieg der globalen Mitteltemperatur um mehr als drei Grad Celsius in diesem Jahrhundert.
In einem am Dienstag veröffentlichten Bericht sprechen sich die Klimaforscher des PIK für den sogenannten Budgetansatz aus. Danach könnte das globale Kohlendioxid-Budget pro Kopf gleichmäßig auf die Weltbevölkerung aufgeteilt werden. Die Autoren schlagen vor, jedem Land zwischen 2015 und 2019 pro Kopf 5,1 Tonnen Kohlendioxid jährlich kostenlos zuzuteilen. Die Angebots- und Nachfrageunterschiede könnten im Rahmen des globalen Emissionshandels-System am Markt ausgeglichen werden.
Zur Begrenzung der Erderwärmung fordern die PIK-Forscher grundsätzlich eine neue globale Klimaschutz-Strategie. Notwendig seien verbindliche Höchstwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen und eine gerechte Aufteilung nach dem Prinzip „Ein Mensch, ein Emissionsrecht“ mit Möglichkeiten zum Verkauf der Rechte, heißt es in einer Mitteilung des PIK. Das derzeitige Klimaschutzsystem mit Selbstverpflichtungen der Staaten sei unzureichend für einen „ambitionierten Klimaschutz“, hieß es weiter.
Zur Einhaltung des angestrebten Ziels, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen, müssten die weltweiten Emissionen noch vor 2020 sinken und bis 2050 auf die Hälfte des Wertes von 1990 reduziert werden, hieß es weiter. Eine „wirkungsvolle und gerechte Strategie“ müsse die Interessen aller Länder gleichermaßen berücksichtigen, hieß es weiter. Dies sei mit einer weltweiten Emissionsbegrenzung möglich. Damit würden auch die Interessen Chinas und der USA berücksichtigt, die keine nationalen Emissionsbeschränkungen akzeptieren. Die Emissionsbegrenzung müsse über ein globales Emissionshandelssystem umgesetzt werden. Ein Emissionsrecht pro Person sei dabei Voraussetzung, um auch die Entwicklungsländer „fair und aktiv“ einzubinden. Diese könnten bei einer nachhaltig klimafreundlichen Politik dauerhaft nicht benötigte Emissionsrechte verkaufen und so auch wirtschaftlich vom Klimaschutz profitieren. Zunächst komme für das Jahr 2015 eine globale Gesamtemissionsmenge von 35 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in Frage. Um das vereinbarte Zwei-Grad-Klimaziel einzuhalten, müsse der Spitzenwert dann stufenweise reduziert werden.Kix/ddp/dpa
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