Landeshauptstadt: Frag“ nach bei Grube, der weiß Bescheid
Ein Potsdamer Handelsfachmann geht mit 68 Jahren in den Ruhestand, aber präsent bleibt er bestimmt
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Strittige Fragen im Handel, die Entwicklung der Innenstadt, braucht Potsdam- West das Momper-Center – wer eine fachlich fundierte Meinung einholen will, der fragt am besten bei Siegfried Grube nach. Denn der Potsdamer kennt seine Stadt nicht nur aus dem Eff-Eff, er hat die Dinge des Handels auch von der Pike auf gelernt und sich unter völlig unterschiedlichen Bedingungen immer wieder behauptet.
Dass der Diplom-Betriebswirt mit fast 68 Jahren jetzt seinen Ruhestand anvisiert, will man gar nicht so recht glauben , denn Organisieren, sich Einmischen und mitten im Trubel stecken, das gehört so unmittelbar zu Siegfried Grube, dass man ihn sich als Privatier kaum vorstellen kann. Wenn Grube ins Plaudern kommt – und der Handelsmann erzählt gern – dann hat man immer das Gefühl, dabei gewesen zu sein. Man sieht den schmächtigen Lehrling förmlich vor sich, wie er nach bestandener Prüfung 1956 mitten im Konsum-Kaufhaus steht. Man kann sich auch den blutjungen Abteilungsleiter gut vorstellen, der wortreich Fahrräder und Motorräder so zu verteilen versucht, dass möglichst viele zufrieden das Kaufhaus verlassen. Nach einem Intermezzo als Pressereferent des Konsumgenossenschaftsverbandes und Redakteur des Konsum-Echo geht er in den Handel zurück, wird Handelsbereichsleiter und schließlich stellvertretender Direktor des Konsument-Warenhauses. 1985 nimmt er die Berufung zum Direktor Handelsnetzentwicklung in der Innenstadt an und versucht das Angebot von HO, Konsum und Gaststätten so zu koordinieren, dass sich trotz Mangelwirtschaft eine florierende Innenstadt präsentiert.
Dabei entwickelt er sich zum Allround-Manager, besorgt Markisen, kümmert sich um prägnante Geschäftsausleger auf dem „Bummelboulevard“ und bringt Gemeinschaftsaktionen wie das Sommerfest in der Innenstadt oder Schaufenstergestaltungen zusammen mit Künstlern auf den Weg. Mit Prof. Flimmrich vom Kinderfernsehen werden Veranstaltungen für die Lütten ausgerichtet, aber auch Attraktives für Erwachsene organisiert. Er habe in seiner Konsumzeit und später über 200 Modeschauen zum Laufen gebracht, erinnert sich Grube.
Nach der politischen Wende knüpft er dann schnell neue Kontakte, bringt mit Rewe schon im Februar 1990 das erste „Westangebot“ zustande, mietet sich schließlich in der Markthalle ein und gestaltet nach deren Umbau den Rewe-Markt, dessen Eigner er zu 80 Prozent ist. Später bemüht er sich auch erfolgreich um das Bornstedt-Karree. Den Rewe-Markt dort gibt er im Januar 2006 ab, den in der Markthalle wird nun sein Sohn Thomas, ebenfalls ein versierter Handelsmann, weiterführen. Auch Ehefrau Margrit, von Beruf Sekretärin, wurde nach der Wende immer in die Handelstätigkeit mit eingespannt und sie ist ihren beiden Männern eine nicht wegzudenkende Stütze.
Am morgigen Sonntag wird Grube offiziell Abschied vom aktiven Berufsleben feiern. Er möchte mit seiner Frau öfter verreisen, sagt er, sich mehr um Haus und Garten kümmern und lesen. Ob er das Einmischen jedoch ganz lassen kann? Wer ihn kennt, glaubt es nicht. H. Dittfeld
H. Dittfeld
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