
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Fragen im Problemkiez gestellt
Jugendliche interviewten Ehrenamtler in Drewitz
Stand:
„Brennende Sofas, Menschen, die aggressiv zueinander sind, ,Schiebergeschäfte’ auf den Parkplätzen, alkoholisierte Jugendliche – all das ist keine Seltenheit.“ So beschreibt Kati Anton die Situation in ihrem Stadtteil, dem Plattenbaugebiet Drewitz. Seit zwei Jahren lebt die junge Frau hier in Potsdams Süden. In der Bürgervertretung Drewitz setzt sie sich ehrenamtlich dafür ein, dass Potsdams Problemkiez schöner wird. Kati Anton ist eine von sieben Menschen, die in einer Ausstellung im Drewitzer Projektladen vorgestellt werden – jeweils mit einem Porträtfoto und einem Text, in dem sie ihre ganz persönliche Sicht auf Drewitz und die Drewitzer mitteilen. Ihnen allen ist eines gemeinsam: Sie machen sich an vielen Stellen im Stadtteil, unter anderem in der Drewitzer Bürgervertretung, ehrenamtlich dafür stark, dass ihr Kiez lebenswerter wird.
„Starke Drewitzer“ ist denn auch der Titel der Ausstellung, in der die Ehrenamts-Protagonisten von ihrem „Alltags-Drewitz“ berichten. Die Texte der Ausstellung sind aus Interviews entstanden, die 13- und 14-jährige Jugendliche mit den Ehrenamtlern geführt haben. Initiiert wurde das Projekt vom Verein „Sichten und Ansichten“, der sich der kulturellen Bildung von Jugendlichen verschrieben hat. Unter der Anleitung der Journalistin Heike Kampe und der Fotografin Simone Ahrend tasteten sich die Schüler zunächst Schritt für Schritt an ihre Aufgaben heran. Über ein Vierteljahr hinweg trafen sich Ahrend und Kampe alle ein bis zwei Wochen mit den Jugendlichen. In Rollenspielen simulierten die Schüler dabei Interviewsituationen. So ließ sich eben mal ein „Musiker“ von einem „Journalisten“ interviewen. Nach derlei „Trockenübungen“ sprangen die Jugendlichen ins – wohl nicht mehr gar so kalte – Wasser: Sie führten die „echten“ Interviews. Immer zu zweit befragten sie jeweils einen Ehrenamtler. Das Tonband lief dabei mit. Anschließend filterten die Schüler aus den Mitschnitten das Wichtigste heraus. Auf dieser Grundlage verfasste Kampe schließlich die Ausstellungstexte.
Zu Beginn des Projekts hätten es sich die Jugendlichen wohl gar nicht so genau vorstellen können, was da auf sie zukomme, sagt Kampe. Die Erarbeitung der Interviews sei für die Schüler ein spannender Lernprozess gewesen. Freilich habe man sich vorher überlegt, wer für die Jugendlichen als Interviewpartner interessant sein könnte, so Kampe. Das Projekt habe den Schülern einen Perspektivwechsel geboten: Seien die Jugendlichen im täglichen Leben eigentlich immer diejenigen, die von den Erwachsenen ausgefragt werden, so sei es hier nun einmal umgekehrt gewesen.
Auch bei den Fotoaufnahmen waren die Jugendlichen mit von der Partie, wie Ahrend berichtet. Zwar habe sie die Ausstellungsfotos letztlich selbst gemacht, doch die Schüler hätten ihr dabei helfend zur Seite gestanden, erklärt die Fotografin, die auch Vorsitzende des „Sichten und Ansichten“-Vereins ist. „Die haben sich dabei tapfer geschlagen“, sagt Ahrend anerkennend über die Mitarbeit der Jugendlichen an diesem Projekt. HC
Die Ausstellung ist noch bis zum 24. Februar, jeweils montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, im Projektladen Drewitz, Konrad-Wolf-Allee 27, zu sehen.
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