Landeshauptstadt: „Fragwürdiger Versuch“
Warum Babelsberg sein Gymnasium braucht
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Warum Babelsberg sein Gymnasium braucht Im letzten Herbst 2003 – wohlgemerkt vor der Kommunalwahl – machten Gerüchte die Runde, dass das einzige Babelsberger Gymnasium geschlossen werden soll. Die Stadtverwaltung bestätigte seinerzeit lapidar, dass es im Zuge der Diskussion um die aktuelle Schulentwicklungsplanung 2004 bis 2009 lediglich verschiedene Denkmodelle gäbe, wie die Stadt Potsdam auf die Entwicklung der Schülerzahlen reagiere. In den Diskussionen zur Kommunalwahl haben sich viele Kandidaten für den Erhalt des Gymnasiums in Babelsberg ausgesprochen – sehr wohl auch Vertreter von SPD und PDS. Nach der Kommunalwahl ließ die Stadtverwaltung dann die Katze aus dem Sack und in der einschlägigen Vorlage mit dem bedeutungsschweren Titel „Schulentwicklungsplan 2004 – 2009“ stand es dann schwarz auf weiß geschrieben, was die Spatzen schon von Potsdams Dächern pfiffen: Das Babelsberger Espengrund-Gymnasium soll geschlossen werden. Nun, die ehemaligen Kandidaten der Kommunalwahl und jetzigen Stadtverordneten der Fraktionen SPD und PDS machten sich nunmehr rar, wenn es darum ging, zu den einstigen Versprechen zu stehen; Wählertäuschung lag ganz offenkundig in der Luft. Stattdessen suchten sie ganz aufgeregt nach Worthülsen und Scheinkompromissen, um zu erklären, warum nicht geht, was noch kürzlich in den Rang eines Wahlversprechens gehoben wurde. Ein Etikettenschwindel wurde geboren: So verständigten sich SPD und PDS darauf, eine kooperative Gesamtschule zu erreichten. Und weil niemand wusste, was genau das sein sollte und wie sich diese übereifrige Idee in die Realität umsetzten ließ, war sie nichts weiter als ein politischer Rohrkrepierer par Excellence. Nicht einmal die betroffenen Lehrer, Eltern und Schüler wollten sich auf dieses neue Schulexperiment im Lande Brandenburg einlassen. Und deshalb hat die CDU-Fraktion den Antrag zum Erhalt des Gymnasiums in die Stadtverordnetenversammlung im Januar 2004 eingebracht, der leider mit 22 zu 24 Stimmen knapp abgelehnt wurde. Das war schlimm – zumal einstige Sympathisanten des Espengrund-Gymnasiums die Seiten gewechselt haben; Wahlbetrug garniert mit dem Etikett Schwindel. Gott sei Dank ist die Umsetzung des Beschlusses auf Errichtung einer kooperativen Gesamtschule in Babelsberg ausgesetzt worden. Doch was waren die Spätfolgen dieser Diskussion? Durch eine verfehlte Informationspolitik seitens der Stadt auf dem Rücken und zu Lasten der betroffenen Eltern, Lehrer und Schüler hatte man das Gymnasium in eine äußerst schwierige Lage manövriert mit der natürlichen Folge, dass die Anmeldezahlen des Gymnasiums beim Anmeldeverfahren der 7. Klassen für 2004 in den Keller sackten. Spätestens als das Staatliche Schulamt dann im Mai 2004 das Anmeldeverfahren für das Espengrund-Gymnasium vorzeitig und damit vor Ablauf der regulären Frist beendete, wurde offenkundig, dass hier der gezielte Versuch unternommen wurde, das Espengrund-Gymnasium am langen Arm verhungern zu lassen. Zumal Potsdam mehr Schüler erhalten hat als ursprünglich angenommen und zwei zusätzliche 7. Klassen gebildet werden mussten. Und nun, nahezu ein Jahr später – im Herbst 2004 – unternimmt die Stadtverwaltung den erneuten und gänzlich fragwürdigen Versuch, das einzige Babelsberger Gymnasium zu schließen. Die entsprechende Beschlussvorlage wurde in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht. Ich frage mich, was hat diese Vorgehensweise mit einer Schulentwicklungsplanung noch gemein? Leider hat die Stadtverwaltung aus den Fehlern der Vergangenheit offenbar nichts gelernt, wieder wurde verabsäumt, die betroffenen Lehrer, Eltern und Schüler rechtzeitig in die Planungen der Verwaltung einzubeziehen. Man kann nicht dauerhaft gegen den Willen der Betroffenen handeln. Ich warne zudem vor den Folgen der Schulschließung für die betroffenen Schüler, die sich mit ihren Kurskombinationen auf spezifische Grund- und Leistungskurse festgelegt haben. Auch Schüler brauchen eine Perspektive, um sich für ihren Lernerfolg motivieren zu können – eine Schulschließung mit den verbundenen Problemen ist hier wahrlich kein Motivationsmotor. Darüber hinaus hat die Schließung des Babelsberger Gymnasiums langfristig negative Auswirkungen. Babelsberg ist ein wachsender Stadtteil mit hoher Identität und interessanten Potenzialen. Ein Gymnasium ist ganz klar ein wichtiger Standortfaktor. Wer Babelsberg das Gymnasium nimmt, trifft ganz klar eine Entscheidung gegen die Interessen und gegen die Zukunft unseres Stadtteils. Übrigens: Es ist zudem interessant zu beobachten, wie viele Funktionäre von SPD und PDS ihre Kinder auf ein Gymnasium schicken. Wie war das mit dem Wasser und dem Wein? Steeven Bretz ist Vize-Fraktionschef der Potsdamer CDU
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