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Landeshauptstadt: Französische Gespräche

Wissbegierige Pariser Gäste ließen eigentliches Thema links liegen

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Wissbegierige Pariser Gäste ließen eigentliches Thema links liegen Innenstadt. Der Diskurs im Stadthaus wurde zum beherrschenden Thema. Anfänglich sollte das Treffen französischer Gäste aus dem Pariser Vorort Nanterre mit Potsdams Jugendbeigeordneter Elona Müller und Jugendamtsleiter Norbert Schweers über Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit informieren. Doch schließlich diskutierten zwei französische Weltkriegs-Veteranen und die Lehrerin der 17- bis 19-jährigen französischen Schüler aus dem Gymnasium Nanterre mit Schweers und den dazugekommenen PDS-Mitgliedern Sigrid Müller und André Stephan über Sozialismus und die Wendezeit. Zuvor schilderte Beigeordnete Elona Müller die derzeitige Lage der Asylbewerber. Jugendamtsleiter Norbert Schweers – der mit den Franzosen munter in ihrer Muttersprache parlierte – erklärte, wie die Stadt sich gegen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsradikalismus engagiert. Seine Ausführungen zu dem festgelegten Reglement, welches Gegenaktionen bei einer geplanten Demonstration Rechtsradikaler kurzfristig ermöglicht, fand besonders Interesse bei den mitgereisten französischen Veteranen des II. Weltkriegs. Für Lucien Ducastel und Robert Brisset von der französischen Organisation der Widerständler im Nationalsozialismus (ANACR) war es der erste Besuch Deutschlands zu Friedenszeiten. Brisset erkundigte sich, wie linke Kräfte im wiedervereinigten Deutschland anerkannt sind. Sigrid Müller darauf: „Gut!“ Mit ironischem Unterton berichtete das PDS-Mitglied den Franzosen, wie kurz nach der Wende sämtliche Errungenschaften der DDR im Jugend-, Bildungs- und Gesundheitsbereich abgeschafft wurden, jetzt aber langsam einiges wieder eingeführt würde. Schweers stimmte zu: „Gerade, weil ich aus dem Westen komme.“ Was prompt die nächste Frage provozierte. Wie ist denn nun das Verhältnis zwischen Wessis und Ossis? Sigrid Müller grinste, ebenso Norbert Schweers. Im Freundeskreis spiele das keine Rolle, so PDS-Mitglied Sigrid Müller. Aber: „Anfangs war es in der Politik sehr schwer, als die ausgemusterten Wessi-Beamten kamen. Die Kollegen, die danach hierher zogen, hatten eine ganz andere Motivation.“ Schweers, ein Danach-Gekommener, grinste und nickte. KG

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