Von Michael Meyer: Französische Kampfansage

Pünktlich um 19 Uhr strahlte am Dienstagabend im Babelsberger Karl-Liebknecht- Stadion das Flutlicht in Stufe eins. Der FCF Juvisy Essonne war vorgefahren, um für das Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale der Frauen am heutigen Mittwoch um 19 Uhr beim Pokalverteidiger Turbine Potsdam zu trainieren. Und Trainerin Sandrine Mathivet, die mit 14 Feldspielerinnen und zwei Torfrauen übte, gab sich betont optimistisch. „Wir sind hierher gekommen, um uns noch zu qualifizieren“, erklärte die 42-Jährige, deren Mannschaft vor Wochenfrist das Hinspiel daheim im Stade Robert Bobin mit 0:3 (0:2) verloren hatte. „Viele glauben, dass wir keine Chance mehr haben. Aber wir werden alles Mögliche versuchen, um drei Tore zu schießen.“ Dazu müsse ihre Elf ihre Chancen besser nutzen und besonders auf die gegnerischen Standards achten. „Bei Freistößen sind die Deutschen sehr gefährlich“, so Mathivet, und: „Es geht hier nicht um ein Freundschaftsspiel.“

Ein Satz, der darauf schließen lässt, dass der französische Vizemeister von 2010 heute eine ähnlich harte Gangart an den Tag legen könnte wie im Hinspiel, das Potsdams Fatmire Bajramaj mit einer Beckenprellung, Bianca Schmidt mit Handwurzelproblemen und zahlreiche Turbine-Spielerinnen mit jede Menge blauer Flecken beendeten. „Die Französinnen haben dabei gesehen, wie sie uns beeindrucken können“, erklärt Turbine-Cheftrainer Bernd Schröder. Die ukrainische Schiedsrichterin Kateryna Monzul hatte aus Schröders Sicht die Spielweise Juvisy Essonnes zu sehr toleriert. Heute am Babelsberger Park amtiert die englische Unparteiische Alexandra Ihringova.

Potsdams Coach will heute auf seine noch angeschlagene Spielmacherin Fatmire Bajramaj möglichst verzichten. Torfrau Anna Felicitas Sarholz und Mittelfeldspielerin Daniela Löwenberg standen wegen grippalen Infekts zuletzt nicht im Training, auch Josephine Henning ist leicht erkältet. Mit Blick auf das DFB-Pokal-Endspiel am kommenden Samstag im Kölner RheinEnergieStadion gegen den FFC Frankfurt würde der Coach gern weitere Kickerinnen schonen – auf die leichte Schulter nehmen kann er die heutige Partie aber auch nicht. „Wir sind noch nicht im Halbfinale“, warnt er. „Juvisy wird sich noch nicht geschlagen geben, und mit einem Gegentor kann man schnell auf eine gefährliche Bahn geraten.“

Schröder will das 3:0 aus dem Auswärtsspiel daher nicht überbewerten. „Komfortabel ist der Vorsprung nicht, aber man kann darauf aufbauen.“ Zugleich mahnt der Coach: „Wir müssen aufpassen, dass wir die Nerven behalten uns uns nicht auf eine Klopperei einlassen.“ Anja Mittag, Bianca Schmidt und Jennifer Zietz sahen am vergangenen Mittwoch Gelb und würden nach einer erneuten Verwarnung im Fall des Weiterkommens fehlen. Halbfinalgegner des heutigen Siegers in Babelsberg wäre zunächst auswärts der LFC Everton oder der FCR Duisburg, der das Hinspiel mit 3:1 gewann und die Engländerinnen heute um 15 Uhr empfängt.

„Wir wissen, was auf uns zukommt, und dürfen uns nicht auf ihre Spielweise einlassen“, sagt auch Turbine-Kapitän Jennifer Zietz. „Ich selbst muss nach dem Gelb im Hinspiel natürlich besonders aufpassen, dass ich mich nicht provozieren lasse.“ Das 3:0 vom vergangenen Mittwoch sei „ein ordentliches Polster“, so Zietz. „Aber andere Mannschaften können auch drei Tore schießen.“

Ursprünglich wollte Eurosport die heutige Partie aus Potsdam live übertragen, doch der TV-Sender konnte sich finanziell nicht mit Turbine einigen. Dann wäre das Flutlicht heute auf Stufe drei aufgedreht worden. So wird es in Stufe zwei strahlen.