Landeshauptstadt: „Frau Gartenbauarchitekt“ hat ihren eigenen Song
Hiltrud Berndt verlässt Ende des Monats die Stadtverwaltung: 34 Jahre lang war sie hier Grünplanerin
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Mit Hiltrud Berndt verlässt Ende des Monats eine der profiliertesten Mitarbeiterinnen aus dem Fachbereich Grün- und Verkehrsflächen die Stadtverwaltung. Ihr Weggang ist lange vorbereitet; entsprechend den Regelungen des „Blockmodells der Altersteilzeit.“
Natürlich gebe es melancholische Stunden, wenn sie an das nahe Ende ihrer beruflichen Laufbahn denke, sagt sie. Aber: „Ich habe mich darauf vorbereitet, also freue ich mich darauf.“ Seit 34 Jahren ist Hiltrud Berndt als Grünplanerin für Potsdam tätig, sieben Jahre arbeitete sie beim Wohnungsbaukombinat, zwölf beim Stadtarchitekten und seit 1990 bis heute wirkt sie im Bereich Grünflächen.
Zu ihren ersten Projekten gehörte die Grünplanung im Neubaugebiet Potsdam-West, bei der sie bei unter anderem bei der Schaffung von Mietergärten Neuland betrat. „Ich wollte den Menschen hier in der Sandwüste ein Stück Heimatgefühl geben“. Liedermacher Wolfgang Protze, der wie sie in der Knobelsdorffstraße wohnte, verewigte die „Frau Gartenbauarchitekt“ sogar in einem seiner Songs. „Sie stellt nicht nur ein Wohngebiet hin, nein sie wohnt auch noch drin“, lautet eine Lied-Zeile, an die sich Berndt erinnert. Aber mit zwei Kindern und einem Wissenschaftler als Ehemann war die Zweieinhalbzimmer-Plattenwohnung doch eines Tages zu klein und Familie Berndt zog in einen Altbau in der Innenstadt.
Am Ball bleiben und zäh verhandeln, bis sie das als richtig Erkannte durchgesetzt hat, das gehört zur Arbeitsweise der Landschaftsarchitektin. Das war zu DDR-Zeiten so, als es galt, zum Erhalt der Kirchenruine die Anbindung der Nuthestraße über den Neuendorfer Anger zu minimieren und das war in den späteren Verhandlungen mit der Deutschen Bahn der Fall, als es darum ging für die Stadt Potsdam die günstigsten Lösungen für Ausgleichsmaßnahmen herauszuholen. So ist der Uferweg mit Brückenüberquerung vom Kiewitt auf die andere Seite der Havelbucht entstanden und das Brücklein über den Schafgraben. Immer war Hiltrud Berndt mit Leidenschaft dabei, bei öffentlichen Auftritten und auf Bürgerversammlungen hielt sie mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. Oft geriet sie ins Stimmungstief, wenn sie mit ihren Überzeugungen nicht durchkam. „Des Menschen Stärken sind auch seine Schwächen“, sagt sie selbstkritisch.
Die „unbedingte Liebe zu diesem Beruf“ und das vom Gefühl geleitete Engagement sind jedoch nicht alles. „Von der Ausbildung und vom Herzen bin ich eigentlich Planerin“, bekennt die Fachfrau, die auch der rein „behördlichen Tätigkeit“, die nach der Wende nach ihrem Empfinden immer mehr das Schöpferische verdrängte, etwas Gutes abgewinnen kann. Auf diese Weise entstand zum Beispiel das „Baumkonto“, auf das Bauherren, die auf ihrem Grundstücken keine Ausgleichmaßnahmen vornehmen, einen behördlich festgesetzten Betrag überweisen. Nach den Höhepunkten ihres beruflichen Wirkens gefragt, sagt Berndt zunächst: „Man ist bei vielen Projekten nur ein Rädchen im Getriebe.“ Zu den größten Gewinnen Potsdams gehöre vor allem der Buga-Park. „Als die Russen noch drin waren, haben wir schon eine Diplomarbeit zum „Volkspark am Schragen“ betreut, erinnert sie sich. Die Verbindung des neuen Parkes mit den historischen Gärten sei die Idee von Anfang an gewesen. Dass die Südspitze von Hermannswerder nicht überplant wurde und dass die Nuthemündung so ist wie heute, dass es die schöne Uferpartien am Luftschiffhafen und an der Glienicker Brücke gibt, dass die „Entente florale“ ein so großer Erfolg wurde – all das seien Ergebnisse, an denen sie als „Rädchen“ mitgedreht habe.
Was kommt nun? „Ich habe einen zweieinhalbtausend Quadratmeter großen denkmalgeschützten Garten und in dem gibt es eine Menge zu tun.“ Hiltrud Berndt wohnt jetzt in Bornstedt und nahm den Garten von Hermann Göritz nach dessen Tod in ihre Obhut. Hier ist sie in ihrem Element. „Sie wollen immer gleich mit dem Spaten los“, hatte ihr ein früherer Vorgesetzter einst vorgehalten. Hier im Garten kann sie das tun. Hier mag sie aber auch ausruhen und nachdenken, „abends wenn es dämmrig wird...“ Eine Lieblingspflanze oder –blüte habe sie nicht. „Ich habe das am liebsten, was gerade seinen Auftritt hat.“ Günter Schenke
Günter Schenke
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