PNN-INTERVIEW: „Frauen wählen schlecht bezahlte Branchen“
Frau Schadow, gibt es heute überhaupt noch Frauen- und Männerberufe?Objektiv gesehen müsste es das nicht mehr geben – die körperlichen Anforderungen sind in den meisten Berufen gesunken.
Stand:
Frau Schadow, gibt es heute überhaupt noch Frauen- und Männerberufe?
Objektiv gesehen müsste es das nicht mehr geben – die körperlichen Anforderungen sind in den meisten Berufen gesunken. Trotzdem beobachten wir, dass Mädchen und Jungs immer dieselben Berufe bevorzugen: Bei den Mädchen liegt die Verkäuferin und die Medizinisch-Technische Assistentin vorn, bei den Jungen der Kfz-Mechatroniker und der Industriemechaniker.
Wieso ist das problematisch?
Frauen suchen sich häufig Branchen aus, die schlecht bezahlt sind, ein geringes Ansehen haben und schlechte Aufstiegschancen. Hinzu kommt, dass Berufe im Dienstleistungsbereich weniger familienfreundliche Arbeitszeiten haben als technische Berufe oder das Handwerk. Daran denken Mädchen bei der Berufswahl aber oft noch nicht.
Warum gibt es die Unterschiede?
Eine Rolle spielen fehlende Vorbilder: Mädchen können sich nicht vorstellen, einen vermeintlichen Männerberuf zu ergreifen. Aktionen wie der Zukunftstag oder Praktika können da helfen.
Ist der Fachkräftemangel eine Chance?
Ja. Bei Erziehern etwa ist der Bedarf schon so groß, dass es spezielle Projekte für Männer gibt. Auch anderswo wird künftig mehr passieren müssen.
Die Fragen stellte Jana Haase
Ilka Schadow ist Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Arbeitsagentur Potsdam. Sie berät unter anderem zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: