Landeshauptstadt: Freie Fahrt für Radler
Ein Ortstermin mit Baudezernent Klipp
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Wenn Matthias Klipp aus dem Büro geht, bekommt er als Neu-Potsdamer gut gemeinte Ratschläge mit auf den Weg. Gestern war es der Zuruf: „Lassen Sie sich noch ein paar Feinde fürs nächste Jahr.“ Klipp ist Baudezernent, Bündnisgrüner, jüngst von der Bundes- in die Landeshauptstadt gezogen und im Blick der Öffentlichkeit. Schon bevor er ab dem 1. September offiziell Angestellter der Stadt war, äußerte er sich über die Stadtpolitik und das, was er alles ändern würde. Gestern, nach sechs Wochen in der Verwaltung, stand Klipp in der Nauener Vorstadt in der Eisenhartstraße, enthüllte Verkehrsschilder und kündigte weitere Maßnahmen für Radfahrer an. Und referierte über die Humboldtbrücke. Was mit den 55 Millionen Euro alles gebaut werden könnte, 1000 Wohnungen beispielsweise. Aber damit könnten auch alle Radwege in der Stadt erneuert, überdacht und mit Asphaltheizung ausstattet werden.
Doch sowas wollen weder Klipp noch der Fahrradbeauftragte Axel Dörrie oder Torsten Wustrack von der Straßenverkehrsbehörde hören. Gemeinsam haben sie dafür gesorgt, dass die Eisenhartstraße trotz Einbahnstraßenregelung von Radfahrern künftig in beiden Richtungen befahren werden darf. An jeder Ecke ein neues Verkehrsschild sowie temporär Straßenmarkierungen und schon wird eine häufig genutzte, bislang illegale Route der Radfahrer legal. Gesamtkosten dafür: 1000 Euro. Es ist die neunte Einbahnstraße in Potsdam, die für Radfahrer nun entgegen der Ausfahrrichtung nutzbar ist. Und nicht die letzte. Alle 50 Einbahnstraßen der Stadt sollen daraufhin überprüft werden, ob Radfahrer gegen den Strom fahren dürfen. Bei etwa der Hälfte sieht Torsten Wustrack dies als möglich an. Denkbar wird das durch die Änderung der Straßenverkehrsordnung. Die Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrer ist erleichtert worden, sagte Klipp. Nur eine zu enge Straße oder ein schlechter Zustand würde die neue Regelung verhindern. Straßenzustand – das Stichwort für Klipp. „Danach weiß man als Radfahrer nicht mehr, ob man Männlein oder Weiblein ist“, sagte er in Bezug auf das historische Kopfsteinpflaster. Kurzerhand forderte er, die Kopfsteinpflasterstraßen Er hielt inne und beherzigte wohl den Rat, den man ihm mitgegeben hatte: Sich noch ein paar Fehden und Feinde fürs nächste Jahr aufzuheben. Vielleicht auch, weil die Kopfsteinpflasterfreunde in Potsdam in der eigenen Fraktion der Bündnisgrünen sitzen.Jan Brunzlow
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