Landeshauptstadt: „Freie“ Hebammen im St. Josefs
Katholisches Krankenhaus will keine festangestellten Geburtshelferinnen mehr
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Innenstadt - Das katholische St. Josefs- Krankenhaus will künftig in seiner Geburtshilfe-Abteilung nur noch freiberufliche Hebammen beschäftigen. Sechs der bisher 13 festangestellten Hebammen hätten um Auflösung ihres Vertrags gebeten oder das Krankenhaus schon verlassen, bestätigte gestern Fina Geschonneck, Sprecherin der Gesellschaft der Alexianerbrüder, zu der das St. Josefs gehört. Den verbleibenden fünf festen Hebammen habe das Krankenhaus unter anderem Angebote zur kostenfreien Umschulung gemacht. Sie sollten auf keinen Fall gekündigt werden. Gleichzeitig habe das St. Josefs fünf so genannte Beleghebammen gesucht, die bereits in dem Krankenhaus arbeiten, so Geschonneck.
Ziel der Umstellung in der Geburtshilfe-Abteilung mit 25 Betten sei, die Zahl der Geburten zu erhöhen. Die so genannten Beleghebammen, die Frauen bereits während der Schwangerschaft betreuen, würden diese nun öfter zur Entbindung ins St. Josefs „mitbringen“ – es gebe „eine größere Bindung der Schwangeren an das Haus“. Bisher erblickten im Jahr rund 540 Kinder im St. Josefs das Licht der Welt, so Geschonneck. Im vergangenen Jahr wurden in Potsdam insgesamt 1432 Kinder geboren.
Dass mit den freiberuflichen Hebammen auch Personalkosten gespart werden sollen, wollte Geschonneck nicht bestätigen. Sowohl das Krankenhaus als auch die Beleghebammen rechneten jede Entbindung mit einer Pauschale bei den Krankenkassen ab. Vom St. Josefs erhielten die Beleghebammen außerdem eine Zusatzzahlung, weil sie auch als Freiberufliche im Dienst rund um die Uhr im Kreißsaal anwesend sein müssten. Die Mitarbeitervertretung des Krankenhauses stehe hinter der lang diskutierten und Anfang des Jahres begonnen Umstellung, so Geschonneck. Das neue Konzept werde dem Anspruch der Schwangeren nach „Wärme und Zuneigung“ besser gerecht.
PNN-Informationen, wonach sich einige der bisher festangestellten Hebammen gegen die Umstellung wehren, bestätigte Geschonneck nicht. „Es gibt keine juristische Auseinandersetzung.“ Gleichsam ginge es bei dem Anliegen, die Festangestellten nicht zu kündigen, nicht um einen angeblich bestehenden zweijährigen Kündigungsschutz, sagte die Sprecherin. Nach PNN-Informationen soll dieser auch für die Hebammen im Zuge eines zehnprozentigen Lohnverzichts und der Streichung des Weihnachts- und Urlaubsgelds vereinbart worden sein.
Das Krankenhaus habe den festangestellten Hebammen angeboten, selbst als Beleghebamme zu arbeiten, so Geschonneck. Dies sei vereinzelt angenommen worden. Derzeit würden persönliche Gespräche mit den Mitarbeiterinnen geführt, in denen man sich über Umschulungen oder „Individuallösungen“ unterhalte. Während einer neuen Ausbildung wolle das St. Josefs auch die Differenz zum bisherigen Gehalt zahlen.
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