MEINE Woche: Freiheitsgefühl

Das Zelt ist randvoll. Große und kleine Zuschauer starren mit großen Augen auf die hell erleuchtete Bühne. Applaus. Die erste Nummer ist vorbei. Das ist unser Zeichen. Wir haben nun die schwierige Aufgabe, alle Zuschauer aus dem Zirkuszelt hinaus in den Volkspark zu bewegen. Denn unser Stück „Kaleidos“, aufgeführt an diesem Samstag von der Jugendgruppe des Zirkus „Montellino“, ist nicht gewöhnlich: Keine einheitlichen Kostüme, keine aneinandergereihten Nummern und keine Auf- und Abgänge. Dafür begleiten Hochradfahrer die Zuschauer durch den Park und achten darauf, dass keiner zurückbleibt. Auch die einzelnen Nummern finden an verschiedenen Orten des Volksparkes statt. Im Licht der untergehenden Sonne tanzen drei Mädchen auf einem Drahtseil. Ich tanze. Auf kleinen Erhebungen und einer großen Wiese sprechen wir Texte und bewegen uns im Wind. Es ist ein Freiheitsgefühl, das mich erfasst und mit sich reißt. Und auch beim Theaterspielen an zwei Bäumen fühle ich mich wohl und kann mit meiner Partnerin Leben auf den kleinen Platz bringen. Die Bilder sind es, die mich faszinieren, und der Park, den man plötzlich mit anderen Augen sieht.

Lea Russell ist 14 Jahre alt und lernt an der Voltaire-Gesamtschule.