Landeshauptstadt: „Freiland“: Jakobs bremst Erwartungen
Projekt nur auf „niedrigstem Level“ umsetzbar / Jugendliche begrüßen soziokulturelles Vorhaben
Stand:
Bei der Umsetzung des Jugendkultur-Projektes „Freiland“ in der Friedrich-Engels-Straße hat Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) vor zu großer Euphorie gewarnt. „Die Grundstücksfrage ist das geringste Problem“, sagte Jakobs gestern. So will die Stadtwerke GmbH das in ihrem Besitz befindliche Grundstück des früheren Wasserbetriebs für das Jugendzentrum zur Verfügung stellen.
Doch darüber hinaus „gilt es noch viele Fragen zu klären“, so der Oberbürgermeister. So würde es „verantwortungslos“ sein, das aus fünf Gebäuden bestehende Objekt ohne Umsetzung der gesetzlich vorgeschriebenen Baumaßnahmen einfach an Jugendliche zu übergeben. Es dürften keine „halblegalen“ Sachen gemacht werden. Dabei gehe es etwa um den Brandschutz und andere Sicherheitsauflagen. Auch sei es nicht möglich, alle Wünsche bezüglich des Angebots umzusetzen. Es müsse ein Abgleich mit den Angeboten anderer Jugendeinrichtungen stattfinden. Durch das neue Jugendzentrum dürfe keine Konkurrenz zu anderen Häusern entstehen. „In das Projekt muss inhaltlicher Sachverstand eingebracht werden“, so Jakobs. Derzeit würden Fachleute aller in Frage kommenden städtischen Bereiche an dem Projekt arbeiten, das als Ersatz für das geschlossene Jugendhaus „Spartakus“ in der Schlossstraße dienen soll.
Wie Jakobs betonte, könne „Freiland“ nur auf „niedrigstem Level“ umgesetzt werden. Mehr als 200 000 Euro stünden in diesem Jahr für die Soziokultur nicht zur Verfügung. Riesige Investitionen würden auch riesige Folgekosten nach sich ziehen. Das könne die Stadt nicht tragen, so der Oberbürgermeister. „Auf jeden Fall“ seien Eigenleistungen der Jugendlichen gefragt, vielleicht könnten auch noch andere Finanzquellen erschlossen werden. Offen sei überdies noch die Trägerschaft. Die Stadt arbeite ernsthaft an dem Projekt, „aber es hilft nicht, sich allzu große Illusionen zu machen“, sagte Jakobs.
Vor allzu hohen Erwartungen hatte am Abend zuvor schon sein Büroleiter Wolfgang Hadlich gewarnt. Als Gast bei einer Diskussion der Arbeitgruppe Alternative Jugendkultur Potsdam (AJKP) sagte Hadlich am Mittwoch: „Es ist zu früh, um etwas Zustimmendes oder Ablehnendes zu sagen.“ Bei der Veranstaltung im Alten Rathaus verwies er unter anderem auf die 6,7 Millionen Euro Steuerausfälle, die Potsdam in diesem Jahr erwartet.
Dagegen bewerten die möglichen Nutzer von „Freiland“ das Projekt äußerst positiv. „Das ist genau das, was wir mit der Diskussion in den vergangenen Monaten erreichen wollten – ein neues Gelände für Jugendkultur, auf dem alle Platz haben“ , sagte gestern AJKP-Leiter Patrick Hinz auf Anfrage. In der Diskussion am Mittwoch hatte auch Spartacus-Chef Achim Trautvetter seine Zustimmung bekräftigt. Projektinitiator Dirk Harder sagte, dass „Freiland“ im besten Fall bereits in einem Jahr eröffnen könne.
Nach den vergangene Woche vorgestellten Plänen soll auf dem 7000 Quadratmeter großen Gelände unter anderem der Jugendklub S13 eine neue Bleibe finden, ebenso der Spartacus e.V. seine Partys und Veranstaltungen durchführen können. Ebenso sind Bandprobenräume und Ateliers geplant. Die Projektplaner erhoffen sich mit „Freiland“ eine Lösung der Diskussion um Jugend- und Soziokultur, die Potsdam seit vergangenem Frühjahr erlebt. Die inzwischen geretteten Lindenpark und Waschhaus waren damals in finanzielle Schieflage geraten, der Spartakus geschlossen worden. Zudem droht dem „Archiv“-Jugendhaus das Aus, weil das Gebäude marode ist. erb/jp/HK
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: