Aus dem GERICHTSSAAL: Freispruch für BFC-Fans
Richterin: „Es bleibt ein ganz böses Bauchgefühl!“
Stand:
Vier Tage lang verhandelte das Amtsgericht einen brutalen Überfall zweier Anhänger des BFC Dynamo auf einen Fan des SV Babelsberg 03 am 14. August 2004 im Karl-Liebknecht-Stadion, vernahm rund 20 Zeugen, wertete deren teils widersprüchliche Aussagen. Die knapp Zwei-Meter-Männer Peter M. (39) und Marcel B. (29) bestritten während des Prozesses entschieden, an den schweren Verletzungen von Björn T. (35) – doppelter Bruch des Sprunggelenks, Riss des Trommelfells, diverse Kopfplatzwunden – Schuld zu sein.
Das Opfer konnte zur Aufklärung des Übergriffs nicht viel beitragen. „Ich saß auf dem Zaun, um unsere Spieler zu verabschieden. Dann setzt meine Erinnerung aus. Ich wurde erst wieder im Krankenhaus wach“, berichtete der Nulldrei-Fan. Wer ihn von der Balustrade herunterzog, anschließend mit Fäusten und Fußtritten malträtierte, vermochte der Hobby-Kicker nicht zu sagen. Noch heute habe er eine Metallschiene im Bein, sei dauerhaft in seiner Bewegung eingeschränkt.
„Das Spiel wurde abgepfiffen. Die Gästefans versuchten, in den Block der Babelsberger einzudringen“, erzählte Babelsberg-03-Sympathisant Tamás B. (25) am dritten Prozesstag. „Ein BFC-Anhänger im karierten Hemd zerrte Björn T. vom Zaun. Dann schlugen er und sein Kumpel im gelben T-Shirt mehrfach mit Fäusten auf ihn ein.“ Leider habe er die Gesichter der vermeintlichen Täter nicht sehen können, da sie durch ein Plakat verdeckt waren, jedoch deutliche Schlagbewegungen ihrer Arme wahrgenommen, so der Student, der geistesgegenwärtig seine Kamera zückte. Zwar ist die Attacke auf den Bildern nicht verewigt, wohl aber zwei Personen in besagter Kleidung am Tatort. „Ich erkenne die Angeklagten heute zweifelsfrei als die Täter wieder.“
Auch der szenekundige Polizeibeamte Kai H. (29) belastete die Angeklagten schwer. „Die Dynamo-Fans provozierten die Babelsberger mit Worten und Gesten. Die parierten entsprechend. Es war eine aufgeheizte Stimmung.“ In dieser Situation habe Peter M. im Karo-Hemd den Babelsberger Fan vom Zaun geholt, ihm danach mehrere Faustschläge verpasst. Marcel B., damals mit gelber Oberbekleidung, sei dazugekommen, habe gegen den Körper des am Boden Liegenden getreten. Wenig später seien die Personalien von Marcel B. in der Karl-Liebknecht-Straße aufgenommen worden, die von Peter M. am Bahnhof Wannsee.
Der an jenem Tag verdeckt ermittelnde Beamte René S. (26) sah mindestens zwei Fausthiebe des ersten Angreifers, nach einigen Sekunden weitere Schläge eines dazu kommenden weiteren BFC-Fans. „Damals habe ich mich auf Kleidung und Statur der Tatverdächtigen konzentriert. Auf der Straße würde ich sie heute allerdings nicht wiedererkennen“, räumte er gestern ein.
Obwohl der Staatsanwalt drei Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung für den u. a. wegen gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung und Volksverhetzung vorbestraften Peter M., 600 Euro Geldstrafe für Marcel B. beantragte, sprach das Gericht die Angeklagten vom Vorwurf der Körperverletzung frei. „Es bleibt ein ganz böses Bauchgefühl. Aber unsere Beweise reichen nicht aus, sie der Tat zweifelsfrei zu überführen“, so die Vorsitzende. Hoga
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