zum Hauptinhalt

Aus dem GERICHTSSAAL: Freispruch für die „Galionsfigur“

Zweiter Angeklagter plötzlich erkrankt

Stand:

Aus dem GERICHTSSAALZweiter Angeklagter plötzlich erkrankt Der erste Prozesstag platzte, weil Dietmar D.* (36) vor Müdigkeit vom Stuhl zu rutschen drohte. Sein Mandant nähme ärztlich verordnete Medikamente und sei verhandlungsunfähig, so der Verteidiger. Am zweiten Tag schien der Angeklagte wesentlich wacher. Allerdings hüllte er sich zu dem Vorwurf, als Geschäftsführer einer Babelsberger Firma im Jahr 2003 mit seinem Kompagnon Peter P.* mehrere Rasentraktoren, Flachbildschirme und ein Kopiergerät im Gesamtwert von rund 66 000 Euro bestellt, die gelieferten Waren dann nicht bezahlt zu haben, in Schweigen (PNN berichteten). Am dritten Verhandlungstag saß der Mitangeklagte Peter P. (33) nun allein auf der Anklagebank. Dietmar D. habe sich eines dringenden chirurgischen Eingriffs unterziehen müssen, ließ sein Anwalt verlauten. Das Schöffengericht trennte das Verfahren gegen den vermeintlichen Betrüger ab. Er muss sich nun am 23. September vor Justitia verantworten. Bis dahin – so die Vorsitzende – solle ein amtsärztliches Gutachten Aufschluss darüber bringen, ob die Operation zum gegenwärtigen Zeitpunkt nötig war. Peter P. hatte bestritten, mit Dietmar D. gemeinsame Sache gemacht zu haben. Es stimme, dass man sich auf der Grünen Woche 2003 gemeinsam für die Geräte interessierte. Er habe aber weder etwas bestellt, unterschrieben noch in Empfang genommen, beteuerte der Mann. In der Firma habe er eigentlich nichts zu sagen gehabt, vergeblich darauf gewartet, dass Dietmar D. ihn einarbeiten würde. „Ich hatte weder Prokura noch Zugang zu den Betriebsunterlagen oder zum Geschäftskonto.“ Das Gutachten des Schriftsachverständigen Dr. Joachim Schmieder (60) bestätigte dann die Aussage von Peter P. Keine der Unterschriften auf den Kaufverträgen für die Geräte und Büroartikel stammte von ihm. Als der Seniorchef des Unternehmens Ende 2000 in Rente ging, sei ihr Dietmar D. als neuer Geschäftsführer vorgestellt worden, berichtete die Bürokauffrau Inge I.* (43) im Zeugenstand. Unter seiner Regie sei es mit der Firma bergab gegangen. Weil schließlich keine Löhne und Gehälter mehr gezahlt, keine Krankenkassenbeiträge abgeführt wurden, habe sie im September 2002 gekündigt. „Während dieser Zeit gab es weder einen Mitarbeiter noch einen Geschäftsführer namens Peter P.“ „Ich wusste nicht, dass auf der Grünen Woche etwas bestellt werden sollte. Mir tun die Leute leid, die betrogen wurden“, betonte Peter P. in seinem letzten Wort. P. sei von D. „über den Tisch gezogen“, zur Galionsfigur degradiert worden. Ein Mitwirken an den Betrugshandlungen sei ihm nicht nachzuweisen, so die Vorsitzende des Schöffengerichts. Freispruch. (*Namen geändert.) Hoga

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })