Landeshauptstadt: Freiwillig in der Box gefangen
Big Brother in Potsdam / TV-Produktionsfirma Endemol suchte im Dorint-Hotel Freiwillige für die neue Staffel / Mehr als 200 meldeten sich
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Big Brother in Potsdam / TV-Produktionsfirma Endemol suchte im Dorint-Hotel Freiwillige für die neue Staffel / Mehr als 200 meldeten sich Von Robert Mailbeck Jägervorstadt - Es ist eng und es ist dunkel. Die Metallbox ist zwei mal zwei Meter groß. Anika, 18 Jahre, arbeitslos, sitzt auf einem roten Plüschsessel. Eine Stimme aus einem kleinen Loch fragt, während die Kamera unerbittlich auf sie gerichtet ist: „Was kannst du besonders gut? Wieso willst du in das Haus? Kannst du uns was Interessantes über dich erzählen?“ Der erste Eindruck täuscht. Die Ausgefragten sind freiwillig hier und für die Antworten haben sie eine Minute Zeit. Die TV-Produktionsfirma Endemol sucht Freiwillige für die neue Big- Brother-Show. Das Unternehmen stellt Sendungen her wie „Nur die Liebe zählt oder „Wer wird Millionär?“. Doch eigentlich ist Endemol vor allem durch „Big Brother“ bekannt. Mittlerweile sendet RTL2 die fünfte Staffel aus, ab März kommt die sechste. Als Titel ist „BB forever“ im Gespräch. Eine ganze Stadt mit Marktplatz, Kirchturm, Geschäften und einem eigenen Wald soll auf 4000 Quadratmetern entstehen. Auf lange Zeit wohnen die Bewohner dort, seziert von 100 Kameras und mindestens ebenso viel Mikrofonen. Derzeit sucht Endemol deutschlandweit fleißig Freiwillige. Offensichtlich etwas, was viele Menschen äußerst attraktiv finden. In Köln, Dresden und anderen Städten fanden Castings statt. Potsdam ist ebenfalls dabei. Im exklusiven Dorint Hotel probierten am Sonnabend rund zweihundert Leute ihr Glück. Alexander, von Beruf Wagenpfleger, ist überzeugt. „Zur neuen Staffel gehöre ich einfach dazu.“ Für das Casting wäre er überallhin gefahren. Was ihn genau erwartet, weiß er nicht so recht. Auf jeden Fall möchte der 28-Jährige seine Grenzen testen. Monique, sie arbeitet in einer Kneipe, freut sich mehr auf die fremden Leute. Und dann sagt sie, was viele sagen: Das Geld interessiert sie. Dass, was damit verdient werden könne und die Verträge, die nach der Show auf sie warten. Die immer kürzere Verweildauer in den Medien scheint sie nicht zu stören. Auch nicht, dass keiner aus der aktuellen und früheren Staffel für eine längere Dauer bekannt geworden ist, abgesehen von Fernsehauftritten im „Ballermann“ auf Mallorca oder bei der Sendung „Frauentausch“. Um berühmt zu werden, müssen die meist Jugendlichen erst einmal warten. Eine lange Schlange schleppt sich langsam in Richtung Anmeldebogen. Umringt ist sie von vielen kleinen Gruppen, die den umfangreichen und detaillierten Fragebogen bereits sitzend ausfüllen. Danach gehen sie in die Metallbox. Schließlich müssen die Freiwilligen in die dritte Etage. In vier Hotelzimmern warten Einzelgespräche auf sie, die wieder von Kameras aufgenommen werden. Vier Caster versuchen in höchstens zehn Minuten interessante Details im Leben der Big-Brother-Anwärter zu finden. „Die machen das schon gut“, findet Nico, nachdem er mit dem Auswahlverfahren fertig ist. Er versuchte, die Prüfer durch einen Ring in der Lippe und sein Hobby als Karpfenangler zu beeindrucken. Ob er damit zur Zielgruppe gehört, bleibt offen. „Wir suchen Mitläufer und Überzeugte: Wir wollen den Durchschnitt der deutschen Bevölkerung“, sagt Angelika Peters von der Casting-Agentur. Nach vier Stunden seien rund fünf Personen in die engere Wahl gekommen. Anika ist nach 30 Sekunden in der Metallbox fertig. Ihr fällt nichts mehr ein, was sie von sich erzählen kann. Vielleicht sieht sie sich doch noch im Fernsehen. Am Montag in zwei Wochen sendet RTL2 während „Big Brother“ einen kurzen Bericht über das Casting.
Robert Mailbeck
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