
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Freiwilligenpass für Lese-Oma Elfriede
Die Volkssolidarität zeichnete auf der Festveranstaltung freiwillige Helfer aus
Stand:
Die Volkssolidarität feiert ihr 65-jähriges Bestehen und trotz all der Beschwörungen, dass man keine Organisation für die älteren Jahrgänge sei, sondern ein Sozial- und Wohlfahrtsverband für alle Hilfsbedürftigen, herrschten gestern im Nikolaisaal doch Weiß und Silbergrau als Haarfarbe vor. Und es sind die Frauen, die das Banner der Solidarität hochhalten. Für den Chor, der das Festprogramm gestaltete, hatte man sich jedoch genug Männerstimmen gesichert. Mit Gemischtem Chor und Frauenchor konnte die Volkssolidarität auch im künstlerischen Bereich auf eigene Reserven zurückgreifen.
Als es an die Auszeichnungen ging, da wurde dann doch einem Mann für die eigenen und die Verdienste des Helferteams der Ortsgruppe 46 in Babelsberg die Hand geschüttelt. Doch Bernd Wohllebe – mit der Silbernen Solidaritätsnadel und zusammen mit seinem Team mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet – ist wirklich die Ausnahme. „Wir sind 18 Helfer“, erzählt er am Rande der Veranstaltung, „alle aktiv und außer mir alles Frauen.“ 240 Mitglieder habe die Ortsgruppe rund ums Café Babelsberg mit einem Durchschnittsalter von 73 Jahren. Da geht Bernd Wohllebe mit seinen 67 Jahren noch als junger Hüpfer durch. Junge Leute für die Volkssolidarität zu gewinnen, sei schwierig, gesteht er. „Die haben wegen ihrer Arbeit oder anderer Verpflichtungen keine Zeit.“ Doch bei den turnusmäßigen Spendensammlungen seien auch die Jungen dabei. Es gibt sehr viele Arbeiten, die das Helferteam anpackt. Das reicht von Gartenarbeit, kleineren Reparaturen bis zum Begleitservice. Auch zu Mitgliedern im Seniorenstift halte man Kontakt. „Der erste Schritt zur Hilfe geht immer von uns aus“, sagt Wohllebe. Durch die Nachbarschaftshilfe würden sich die Mitglieder gut kennen.
Elfriede Witteborn hat einen anderen Weg eingeschlagen. Sie geht in erste und zweite Klassen der Grundschule im Kirchsteigfeld und lässt sich vorlesen. „Nein, dass ich vorlese, wollen die Kinder gar nicht“, sagt sie. Durch das Selberlesen würden sie viel schneller etwas lernen. Man arbeite gemeinsam während der Unterrichtsstunden und sie passe auf, dass die Wörter richtig betont und die Zeichensetzung erfasst werde. „Diese gemeinsamen Stunden bringen den Kindern etwas“, schmunzelt Elfriede Witteborn, „und mich machen sie jünger“. Auch wenn die Kinder in der nächsten Klasse seien, grüßten sie und kämen angelaufen. Sechs Frauen machen diesen Lesedienst an der Kirchsteigfeld-Grundschule, in Potsdam gibt es ihn inzwischen an fünf Schulen. „Wir haben einen Raum für unsere Volkssolidaritätstreffs gesucht, die Schule half uns und dann haben wir geholfen“, erzählt die Lese-Oma über den Anfang der Aktion vor fünf Jahren. Gestern bekam Elfriede Witteborn für ihr Engagement einen Freiwilligenpass überreicht. „Wozu der gut ist, muss ich noch erkunden“, sagt sie. dif
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