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Warten auf den Zweitligisten. Ingo Kahlisch empfängt mit seinem Team den FSV Frankfurt. Ein Highlight für den Verein, das aber auch eine Menge Geld kostet.

© imago/Picture Point

Sport: Freude und Ärgernis

Optik Rathenows Trainer Ingo Kahlisch steht vor dem Höhepunkt der Vereinsgeschichte

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In Ingo Kahlisch schlummern derzeit zwei Seelen. Einerseits freut sich der Trainer des FSV Optik Rathenow natürlich auf den Höhepunkt der Vereinsgeschichte, der am Sonntag über die Bühne gehen wird. Um 14 Uhr empfängt der Fußball-Regionalligist in der ersten Runde des DFB-Pokals den Zweitligisten FSV Frankfurt, nachdem sich die Mannschaft Anfang Juni im Finale des brandenburgischen Landespokals beim klassentieferen Oberligisten SV Altlüdersdorf nach Elfmeterschießen mit 5:4 (1:1, 0:0) durchgesetzt hatte. „Das ist etwas ganz Besonderes, etwas sehr Schönes“, sagt der Potsdamer, der seit 1989 täglich den Weg nach Rathenow auf sich nimmt und aus dem Verein, in dem er auch als Geschäftsführer tätig ist, nicht mehr wegzudenken ist.

„Aber die ganze Sache bringt eben auch einige Ärgernisse mit.“ 109 000 Euro bekommt der Verein im Oktober vom DFB für das Erreichen der ersten Runde. Allerdings, so vermutet Kahlisch, wird für den nicht gerade reichen Regionalligisten nicht viel von dem Geld bleiben. „Der DFB sollte die erste Pokalrunde mal gründlich überdenken“, sagt der Erfolgs-Trainer, der mit seiner Mannschaft vor einem Jahr den Sprung in die Regionalliga und schließlich den Klassenerhalt schaffte. „Wir haben schließlich die gesamten Kosten zu tragen. Sky will eine große Fernsehtribüne, für die nötigen Aggregate müssen wir sorgen und auch sonst muss noch vieles angeschafft werden. Ich glaube nicht, dass da was übrig bleibt.“

Wie dem auch sei: Kahlisch freut sich auf das Spiel und stellt sich auf einen sehr starken Gegner ein. „Frankfurt hat eine spielstarke Kombo“, sagt er. „Und die wird garantiert nicht so unbedarft in den Pokal gehen wie Hoffenheim im vergangenen Jahr. Meine Jungs können schließlich auch gut Fußball spielen. Und das wissen die Frankfurter auch.“

Die Teilnahme am DFB-Pokal ist für den Coach indes nur eine Zugabe – das i-Tüpfelchen sozusagen. Im Vordergrund steht für ihn ganz klar die Meisterschaft. „In der vergangenen Saison haben wir uns dort sehr gut gehalten. Und wenn wir das jetzt bestätigen könnten, hätten wir ja die nächste Sensation geschafft. Ein Rang um den zehnten Platz wäre realistisch, alles andere nicht.“

In der kommenden Saison trifft Kahlisch dann auch auf den Verein aus seiner Heimatstadt, den aus der Dritten Liga abgestiegenen SV Babelsberg 03. Mit dessen finanziellen Möglichkeiten könne sich Optik nicht messen, behauptet er. „Und dennoch heulen die nur rum. Wir haben sowieso ein ganz anderes Konzept.“ Und das heißt auf den Punkt gebracht: Arbeit, Studium, Schule, Fußball. Kahlisch hat in all den Jahren viel dafür getan, hat seine Beziehungen spielen lassen und seinen Spielern Ausbildungs- und Arbeitsplätze besorgt. Er geht selbst mit gutem Beispiel voran und hat in seiner eigenen Sportmarketing-Firma drei Lehrlinge und einen Praktikanten beschäftigt. Anders als etwa in Babelsberg wird nur einmal täglich trainiert: „Am Sonntag haben die Jungs frei.“ Das macht sympathisch, die meisten Spieler kommen aus der Region. Auf seine Heimatstadt Potsdam konnte und wollte Kahlisch nie verzichten. Auf Rathenow allerdings auch nicht. „Und in absehbarer Zeit wird sich das auch nicht ändern.“

Henner Mallwitz

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