Aus dem GERICHTSSAAL: Freund schamlos beklaut „Ich wollte von der Drückerkolonne weg!“
Das Fachabitur bestand Florian F.* (24) am Espengrund-Gymnasium erfolgreich.
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Das Fachabitur bestand Florian F.* (24) am Espengrund-Gymnasium erfolgreich. Nach der Bundeswehrzeit schloss sich eine Ausbildung zum Elektroinstallateur an. Doch die brach der Potsdamer „aus persönlichen Gründen“ ab. Dann las er eine Anzeige in der Zeitung, in der Verkäufer für Zeitschriften-Abos in Süddeutschland gesucht wurden. Florian F. meldete sich, nicht ahnend, dass er wenig später in die Fänge einer Drückerkolonne geraten sollte. Bald wollte er nur noch weg. Im September 2006 verschaffte er sich unter einem Vorwand Urlaub. Er besuchte einen Schulfreund in Potsdam-West, wollte hier einen Weg finden, seinen skrupellosen Arbeitgebern den Rücken zu kehren. Statt dessen wurde Florian F. selbst kriminell. Jetzt erhielt er die Quittung für Diebstähle und Betrügereien, die er im Nachhinein nicht nachvollziehen kann: Zwölf Monate Freiheitsstrafe, ausgesetzt zu dreijähriger Bewährung, sowie 80 Stunden Sozialarbeit. Der Staatsanwalt hatte Gefängnis beantragt. Doch der junge Mann scheint durch die monatelange Untersuchungshaft geläutert. Inzwischen sieht er eine vernünftige Perspektive, möchte eine erneute Ausbildung aufnehmen, hat eine Freundin, die ihm Halt gibt.
Als sich Florian F. im Herbst 2006 bei seinem Freund Martin M. * (26) auf dem Kiewitt einquartierte, nutzte er dessen Gastfreundschaft schamlos aus. Er entwendete dessen Ford samt Schlüssel, ließ auch einen Rucksack mit 70 Euro, Fahrzeugpapieren, EC-Karte und einer Jeans mitgehen. Als der Sprit alle war, tankte er zweimal, ohne zu bezahlen, klaute in der Geschwister-Scholl-Straße die Kennzeichen eines Daimlers, brachte sie allerdings nicht am Auto des Kumpels an. Am 24. November 2006 wurde das Fahrzeug von der Polizei entdeckt.
„Was haben Sie sich nur dabei gedacht?“, wundert sich Richterin Birgit von Bülow. Florian F. scheint ebenso ratlos. „Ich habe damals viel getrunken, obwohl Alkohol sonst nicht mein Ding ist“, gesteht er. Mit dem Ford seines Gastgebers sei er einfach in der Gegend herumgekutscht, habe auch in ihm geschlafen. Als der vom Kolonnen-Chef bewilligte 14-Tage-Urlaub vorüber war, sei er mit dem Wagen wieder nach Süddeutschland gefahren. „Dann habe ich denen noch mal eine Geschichte vorgegaukelt und bin erneut nach Potsdam gekommen.“ Schließlich – so der Angeklagte – sei die Angst vor seinem Freund so groß geworden, dass er sich nicht mehr getraut habe, das Auto zurückzubringen.
Florian F. habe ihn „massiv um seinen Besitz erleichtert“, grollt Martin M. im Zeugenstand. Es fällt ihm schwer, die Entschuldigung des Angeklagten anzunehmen. „Ich werde dir den Schaden ersetzen“, verspricht der junge Mann (*Namen von der Redaktion geändert). Hoga
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