Von Michael Meyer: Freundeskreis und „Pallas Athene“
Potsdams Ruder-Idol Kathrin Boron wurde vom aktiven Sport verabschiedet, ihre Erfolge sollen lebendig bleiben
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Denis Oswald hat an Kathrin Boron geschrieben. Oswald ist Präsident des Ruderweltverbandes FISA, Mitglied des Executive-Board des Internationalen Olympischen Komitees – und jetzt auch Mitglied des „Freundeskreises Kathrin Boron“. Am Freitag Abend wurde die 38-jährige Ausnahmeruderin auf dem Olympiaempfang der Potsdamer Ruder-Gesellschaft (PRG) im heimischen „Seekrug“ nach 25-jähriger Leistungssport-Karriere feierlich vom aktiven Sport verabschiedet – und besagter Freundeskreis ins Leben gerufen. Dem gehören neben Denis Oswald bisher der langjährige Vorsitzende der Stiftung Deutsche Sporthilfe Hans-Ludwig Grüschow, Ex-Ruderin Kerstin Kowalski von der PRG – 2004 gemeinsam mit Boron Olympiasiegerin im Doppelvierer –, Ruder- Dauersponsor Kurt Stepping (Kunststoff), Skull-Marketingmanager Jürgen Schroeder und Ruderin Manuela Lutze an. „Wir wollen damit Deine Erfolge lebendig halten. Von der Größe können viele mit dir mithalten, doch außerhalb des Bandmaßes bis du die Größte und Erfolgreichste“, erklärte Lutze (34), die seit 1997 mit Boron Olympiasiegerin, zweimal Weltmeisterin, WM-Zweite und in diesem Jahr Olympia-Dritte im Doppelvierer wurde. Sie beendete nun ebenfalls ihre lange Ruder-Karriere und arbeitet inzwischen als Steuerberaterin in Magdeburg. „Ihr beide habt viel für den Rudersport getan“, erklärte Oswald in einem Grußwort. Gern hätte er einen so erfolgreichen Ruderverein wie die Potsdamer Ruder-Gesellschaft einmal selbst besucht, schrieb der Schweizer. Eine Australien-Reise „in olympischen Angelegenheiten“ habe ihn am Freitag aber daran gehindert.
Matthias Platzeck dürfte künftig immer an Kathrin Boron denken, wenn er eine kleine, weiße Porzellan-Figur erblickt. Die „Pallas Athene“ aus der Porzellan-Manufaktur Nymphenburg, die Brandenburgs Ministerpräsident am Freitagabend überreicht bekam, ist der Kathrin-Boron-Preis. Er werde vom neuen Freundeskreis künftig jährlich im Herbst „an eine Person vergeben, die sich um den Rudersport verdient gemacht hat“, so Kerstin Kowalski, die inzwischen als Ergotherapeutin in der Reha-Klinik Beelitz-Heilstätten arbeitet. Platzeck, Stammgast bei Potsdams Ruderern und der erste Preisträger, hatte vor seiner eigenen Ehrung die Potsdamer Leistungen bei den Olympischen Spielen in Peking gewürdigt und erklärt: „Hier am Seekrug wurde und wird gute Arbeit geleistet.“ Das werde auch in den nächsten vier Jahren geschehen. Und an Skull-Bundestrainerin Jutta Lau gewandt, sagte er: „Überall, wo deutsche Ruderer erfolgreich waren, war Potsdam dabei und Deine Handschrift erkennbar.“
Jutta Lau wird nun endgültig auf ihren mit vier Olympiasiegen, Olympia- Bronze und sieben WM-Titeln erfolgreichsten Schützling verzichten müssen und auf jüngere Skullerinnen setzen. Kathrin Boron will dem Rudersport trotzdem die Treue halten und sich weiter für den Nachwuchs und in ihren Verein einbringen. An den Bankschalter werde sie aber nicht mehr zurückkehren, sagte die gelernte Bankkauffrau, die am Freitagabend auch Grüße ihres obersten Chefs, des Deutsche-Bank- Vorstandsvorsitzenden Josef Ackermann, erhielt. „Gern hätte ich an dieser Feier teilgenommen und Frau Boron selbst kennengelernt“, schrieb der Banker; eine Auslandsreise verhindere dies jedoch. Boron düste mit Tochter Cora (6) am Samstag erstmal in den Urlaub ins Allgäu. Nach Olympia 2012 will sie mit Jutta Lau und ihren diesjährigen Mannschaftskameradinnen eine Flasche Schampus öffnen, die das Skull-Team am Freitag der Trainerin schenkte. Vielleicht ist dann ja auch Denis Oswald mit von der Partie.
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