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Landeshauptstadt: Fridericus lernt laufen

PNN-Interview mit Dr. Heinz Berg, Verwaltungschef der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

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Mit dem neuen Jahr hat die Fridericus Servicegesellschaft der preußischen Schlösser und Gärten mbH ihre Tätigkeit aufgenommen. In die GmbH wurden die zuvor direkt bei der Stiftung tätigen Schlossführer, Kassenkräfte und das Reinigungspersonal überführt. Die Stiftung erhofft sich davon „in finanziell schwierigen Zeiten mehr Gestaltungsfreiräume und Freiheitsgrade bei der Bewältigung der Aufgaben, die ständig zunehmen“, wie es in einer Pressemitteilung heißt. PNN sprachen darüber mit dem ständigen Vertreter des Generaldirektors und Verwaltungschef der Stiftung, Dr. Heinz Berg, der gleichzeitig Geschäftsführer von Fridericus ist.

Die Ankündigung, rund 100 Beschäftigte aus der Stiftung auszugliedern, hat im Sommer vorigen Jahres Proteste bis hin zu Warnstreiks ausgelöst. Wie ist denn jetzt die Stimmung bei den in die Servicegesellschaft überführten Mitarbeitern?

Sicher nicht euphorisch, doch die Gemüter haben sich beruhigt. Dem Betriebsübergang haben nur zwei Mitarbeiter widersprochen. Dazu trägt bei, dass wir die Konditionen für die aus der Stiftung übernommenen Mitarbeiter einschließlich aller stiftungsspezifischen Besonderheiten beibehalten haben. Auch neu eingestellte Arbeitskräfte werden strikt nach Tarif bezahlt, der sich allerdings von den BAT-Konditionen unterscheidet. Natürlich muss sich ein Schlossführer auf neue Führungsstrukturen einstellen, weil er seine Aufgaben jetzt nicht mehr vom Kastellan, sondern von Fridericus erhält.

Wie bewährt sich das neue Beschäftigungsmodell?

Dazu kann ich so kurze Zeit nach Gründung der Servicegesellschaft kaum etwas sagen. Fridericus muss erst einmal laufen lernen, dann werden sich die Vorteile zeigen. Doch die sind offensichtlich: Die Servicegesellschaft ist im Gegensatz zur Stiftung nicht an feste Haushaltsstrukturen gebunden – entscheidend bei jeder Aktivität ist das Verhältnis von Kosten und Nutzen. So kann sie zum Beispiel zusätzlich Kräfte einstellen, um attraktive Museumsschlösser länger zu öffnen, wenn die Besucher dies von uns erwarten. Andere Beispiele sind die ein verbesserter Service in den Gärten und die Qualifizierung von Reinigungspersonal für die Kunstgutreinigung, die bisher überwiegend durch die Restauratoren ausgeführt wird und die viel Zeit kostet. Solche Möglichkeiten hatte die Stiftung bisher nicht, und so mussten aus Personalmangel in den letzten Jahren Öffnungszeiten und Dienstleistungen punktuell zurückgefahren werden.

Gesellschafter von Fridericus ist die Unternehmensgruppe Dussmann, der die „operative Leistungsdurchführung“ übertragen wurde. Welche Rolle spielt da noch die Stiftung?

Die entscheidende. Sie hält die Mehrheit der Anteile, stellt den Geschäftsführer und bestimmt die strategische Ausrichtung. Für Dussmann als Partner haben wir uns nach einer europaweiten Ausschreibung entschieden, deren Kriterien die Erfahrungen mit der Gründung und dem Betrieb von Tochtergesellschaften, das Management- und Dienstleistungkonzept sowie die zu erwartenden Synergieeffekte für die Stiftung waren. Dabei hat sich Dussman unter 13 Bewerbern durchgesetzt.

Die Gründung der Servicegesellschaft soll den Stellenplan der Stiftung entlasten und so die Einstellung dringend benötigter zusätzlicher Fachkräfte ermöglichen.

Die 36 dafür vorgesehenen neuen Stellen werden schrittweise besetzt. Bei EDV-Kräften, im neu geschaffenen Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) und im Marketing sind wir damit schon gut vorangekommen.

Der Personalumbau geht auf einen Vorschlag des Bundesverwaltungsamtes (BVA) zurück, das ab 2003 die Struktur der Stiftung untersucht hatte. Wie weit sind Sie denn mit der Umsetzung der Empfehlungen gekommen?

Der Umstrukturierungsprozess in der Stiftung ist jetzt abgeschlossen. Das BVA hat ja bekanntlich ein umfangreiches Vorschlagspaket in drei Dimensionen vorgelegt. Die neuen Organisationsstrukturen wurden bereits in 2004 eingeführt. Mit der Generierung zusätzlicher Einnahmen machen wir gute Fortschritte, auch wenn uns die Umsetzung des wichtigsten Einnahmebausteins aus dem BVA-Gutachten, die Einführung des obligatorischen Parkeintritts, nicht gelungen ist. Mit der Gründung von Fridericus ist jetzt das letzte große Projekt aus dem Gutachten, die Entwicklung eines Personalumbauprogramms, umgesetzt. Der Kopf ist nun wieder frei für die Konzentration auf die eigentlichen Stiftungsziele.

Den BVA-Vorschlägen folgend, konzentriert die Stiftung ihre Investitionen stärker auf eine verbesserte Infrastruktur. Wie sind Sie dabei vorangekommen?

Wir haben jetzt ein Flächen- und Funktionsprogramm für über 22 000 Quadratmeter Sonderflächen vorgelegt, die für Werkstätten, Büros, das Depot, das DIZ, die Plankammer, die Bibliothek bis hin zu den Unterkünften der Gärtner benötigt werden. Nun geht es um die Umsetzung, die „Verräumlichung“, wie wir sagen.

Immer wieder wird in diesem Zusammenhang auf das Depot und die Plankammer hingewiesen, die unzureichend im Neuen Palais untergebracht sind ...

Nachdem wir bereits für die Baudenkmalpfleger und für die EDV neue Arbeitsräume ausgebaut haben, besitzt die Verlagerung dieser beiden Einrichtungen Priorität. Von ungenügenden konservatorischen Bedingungen über einen verbesserten Brandschutz bis zur späteren Restaurierung des Neuen Palais gibt es dafür zwingende Gründe. Wir bemühen uns in diesem Zusammenhang bei der Stadt Potsdam um das Gelände des ehemaligen Hans-Otto-Theaters an der Zimmerstraße. Wir wünschen uns eine unentgeltliche Übertragung des Grundstücks, denn die Sanierung und die damit verbundene Aufwertung des Areals wird sicher teuer genug. Diesen Wunsch teilt der Stiftungsrat als unser Aufsichtsgremium.

Angesichts dieses immensen Aufgabenumfangs muss man befürchten, dass die Eintrittspreise für die Schlösser erneut erhöht werden.

In diesem Jahr noch nicht.

Das Gespräch führte Erhart Hohenstein

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