Landeshauptstadt: Friedensdemo mit Publikum
Zum gestrigen Ostermarsch für Frieden und ein atomwaffenfreies Europa kamen etwa 40 Teilnehmer
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Innenstadt – „Kriegseinsätze sind Teil des Problems und nicht die Lösung.“ Unter diesem Motto trafen sich gestern etwa 40 Potsdamer zum Ostermarsch durch die Innenstadt. Mit Spruchband und Plakaten fand der eher kleine Demonstrationszug am sonnigen Frühlingsnachmittag zumindest viele Zuschauer.
Veranstalter war das Bündnis „Friedenskoordination Potsdam“. Potsdam als Sitz des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr-Auslandseinsätze machte den „Auftakt der deutschen Ostermarschbewegung“, erklärte Michael Meixner von der Friedenskoordination. So könnten die Potsdamer am kommenden Wochenende an den geplanten Veranstaltungen gegen das „Bombodrom“ in der Ruppiner Heide teilnehmen. Die Linkspartei.PDS unterstützte die gestrige Demonstration als einzige politische Partei.
Hans-Jürgen Scharfenberg, PDS–Landtagsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung, sprach sich gegen die Entsendung der sechs Tornado-Aufklärungsflugzeuge der Bundeswehr nach Afghanistan aus. Den geplanten Bundeswehr-Einsatz bewertete der Politiker als „eine politische Entscheidung, mit der die USA Deutschland mit ins Boot holen und mitverantwortlich machen“. Aufklärung und Kampfeinsatz könne man nicht voneinander trennen, so Scharfenberg. Auch die Feindaufklärung diene letztendlich „der Bekämpfung und Vernichtung des Gegners“. Zudem seien die Tornados mit Bordkanonen und Marschflugkörpern bestückt. Scharfenberg setzte dagegen ein „Nein zu Aufrüstung und Krieg“.
Für konsequente Abrüstung und ein atomwaffenfreies Europa hatte sich auch Hans-Jürgen Schulze-Eggert von der Organisation „Christen für den Frieden“ zu Beginn des Marsches am Brandenburger Tor ausgesprochen. Er forderte unter anderem ein sofortiges Verbot der Verwendung und Herstellung von Streubomben und kritisierte das „Sicherheitsdenken“: „Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit“, zitierte Schulze-Eggert den Pfarrer und NS–Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer.
Vor dem kaffeetrinkenden Publikum der Restaurants am Nauener Tor redete Ulf Rassmann vom Brandenburger Freidenker-Verein. Er kritisierte die deutsche Beteiligung an Kriegseinsätzen und den Verteidigungshaushalt der Bundesrepublik, der 2006 gestiegen sei. Rassmann forderte stattdessen den Ausbau des Bildungssystems und die Erschließung und Nutzung alternativer Energiequellen.
Sowohl Scharfenberg als auch Schulze-Eggert bedauerten die geringe Beteiligung an der gestrigen Veranstaltung: „Ich hätte mir gewünscht, dass mehr teilgenommen hätten und sich damit konkret engagiert hätten“, sagte Scharfenberg. „Es sehen wenigstens viele Leute“, kommentierte Teilnehmer Gerhard Zeiger.
Ostermärsche für Frieden und gegen die nukleare Aufrüstung haben in der Bundesrepublik seit 1960 Tradition.
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