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Jörg R. Lammersen und Jörg Wacker bei der Pflanzung einer Linde.

© M. Thomas

Von Erhart Hohenstein: Friedensteich wird vergrößert

Annäherung des Parkbereichs Obelisk an seine historische Gestaltung

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Sanssouci - Acht junge Linden wurden gestern am Sanssouci-Eingang Obelisk gepflanzt. Zwischen 200 und 400 Euro kostet jeder der bereits etwa 4 Meter hohen, zehn bis 15 Jahre alten Bäume, die aus der Kremmener Baumschule Lorberg kommen. Die Kosten wurden von der TLG Immobilien GmbH gesponsert, die in Potsdam u.a. an der Stelle der Ufergaststätte Kiewitt das neue Seniorenzentrum baut. Niederlassungsleiter Jörg R. Lammersen und Sanssoucis stellvertretender Gartendirektor Jörg Wacker griffen zum Spaten, um die Pflanzung abzuschließen.

Sie stellt nur einen Teil der Arbeiten dar, die in den nächsten vier Jahren in diesem Parkbereich vorgesehen sind. Auf der relativ kleinen Fläche zwischen dem 1748 errichteten Obelisken und dem Eingangsportal hatte König Friedrich der Große nicht weniger als zehn kurze Alleen pflanzen lassen, die strahlenförmig in die Umgebung weisen. Bis ins 19. Jahrhundert führten sie den Blick über die Gärten und Landhäuser des damals noch wenig bebauten östlichen und nördlichen Vorlandes der Stadt. Von der Hauptallee aus war sogar der Babelsberg zu sehen – seinerzeit noch ohne Schloss. Für die Baumreihen wurde die sogenannte Holländische Linde ausgewählt, eine im 18. Jahrhundert in Holland gelungene Kreuzung zwischen Sommer- und Winterlinde. Sie zeichnet sich durch geraden Stammwuchs und eine tropfenförmige Krone aus, denn im Barock wurden in den Gartenanlagen klare geometrische Formen bevorzugt.

Die „Alleenstümpfe“, wie Wacker sie nennt, stellen eine einzigartige Besonderheit der barocken Parkgestaltung unter Friedrich II. dar. Dies erkannten auch die späteren Gartendirektoren und ließen sie bei all ihren Umgestaltungen ungeschoren. Peter Joseph Lenné sorgte ab 1841 für die Nachpflanzung eingegangener Linden, gleiches tat in der Kaiserzeit um 1880 Gartendirektor Ferdinand Jühlke. Im Herbst 2005 begann mit 37 jungen Holländischen Linden erneut eine Nachpflanzung von abgängigen Alleebäumen, 2008 wurden acht und gestern erneut zehn gesetzt. Nun sind nochmals 30 Jungbäume notwendig, um die Anlage zu komplettieren. Sie wurden bereits in der Baumschule mehrfach umgepflanzt, damit sie einen kräftigen Wurzelballen ausbilden. Auch an ihrem neuen Standort am Obelisk brauchen sie noch bis zu fünf Jahre mit häufigem Gießen verbundene Sonderpflege, um gut anzuwachsen. Dann allerdings können sie recht alt werden – einige Exemplare stammen noch aus der friderizianischen Zeit.

Die Baumreihen stehen nicht parallel, sondern laufen konisch auf einen Punkt hinter dem Obelisken zu. Diese Beziehung soll wieder hergestellt werden. Das bedeutet, dass der in den 1980er Jahren als „Intershop“ errichtete und zuletzt von einem Fahrradhandel genutzte Flachbau abgerissen werden muss. An seine Stelle soll laut Wacker eine „rahmende Bepflanzung“ treten, über die man sich mit dem Bereich Grün- und Verkehrsflächen der Stadt als Eigentümer des Geländes noch verständigen müsse. Solch ein weiter Blick wie zur friderizianischen oder Lennézeit wird allerdings wegen der Bebauung nicht wieder möglich.

Bei der Wiederherstellung der Kurzalleen will die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten nicht stehen bleiben. Sie strebt insgesamt eine Annäherung des Parkbereichs am Obelisk an die Gestaltung unter den Königen Friedrich II. und dann Friedrich Wilhelm IV. an. Ab den 1880er Jahren waren in Sanssouci beispielsweise nicht nur in diesem Bereich stagnierende Gewässer zugeschüttet oder verrohrt worden, da ihre „Ausdünstungen“ als gesundheitsschädlich eingestuft wurden. Nunmehr soll Wasser als ein wesentliches Element wieder stärker zur Geltung kommen. In diesem Zusammenhang kündigte Jörg Wacker eine wesentliche Erweiterung des Friedensteiches an. Wie bei der Anlage in den 1840er Jahren soll das künstliche Gewässer wieder bis an die Schopenhauerstraße herangeführt werden. Seine einstige Ausdehnung ist heute noch an der Balustrade neben dem Dreikönigstor zu erkennen, die dann wieder eine Funktion erhält. Das derzeit zur Radfahrerabwehr versperrte Dreikönigstor könnte als zusätzlicher attraktiver Eingang in den Park geöffnet werden.

Erhart Hohenstein

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