zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Friedhofsruhe für wenig Geld

Hans-Jürgen Nowaczyk arbeitet als Billigbestatter

Stand:

„So lässt sich das nicht rechnen“, sagt Hans-Jürgen Nowaczyk. Er wirbt mit dem Komplettpreis für eine Billigbestatung in Stahnsdorf von 985 Euro inklusive Einäscherung und anonymer Grabstätte, aber ohne Feier. Das sei sozusagen ein einmaliges Vorzugsangebot. Andere Friedhöfe hätten andere Gebühren, die müsse man jeweils in Anschlag bringen.

Nowaczyk, der gerade sein neues Geschäft „Der Billigbestatter“ in der Friedrich-Ebert-Straße eröffnet hat, weiß wovon er spricht. Seit drei Generationen wird in seiner Familie schon das Bestatter-Handwerk ausgeübt und auch seine beiden Söhne würden in der Firma mitarbeiten. Potsdam kennt der Berliner schon aus einem achtjährigen Engagement nach der Wende in der Begräbnishilfe. Das sei eine Firma mit mehreren Partnern gewesen, die schließlich weiterverkauft wurde. Danach nahm er das Heft in einer eigenen Firma selbst in die Hand und seit drei Jahren gibt es nun auch den Billigbestatter, zuerst in Berlin, danach in Potsdam. Das alles klingt fundiert, klingt nach einschlägigem Wissen über das Geschäft mit dem Sterben. Bestatter müsse man übrigens mit Leib und Seele sein, sagt er. Der Tod kenne keine Tages- und Nachtzeiten und den Hinterbliebenen müsse man dann eben zur Verfügung stehen. Das erwarte er auch von seinen Mitarbeitern, die alle aus der Region kämen.

Wieso aber kann Nowaczyk billiger sein als die Konkurrenz? „Weil wir alles selbst machen“, ist seine lakonische Antwort. Der Billigbestatter beschäftigt 60 Leute und zu denen gehören Kraftfahrer, Floristinnen, eine firmeneigene Feierhalle in Zehlendorf, eigenes Sarglager und Kühlräume, die auch für längere Aufbewahrungen genutzt werden können. Vom Abholen des Verstorbenen aus dem Krankenhaus oder von Zuhause bis zur Bestattung liege bei ihm alles in einer Hand. Hinzu kämen Boten, Träger und Trauerfeierbegleitung. Zum Einäschern würden die Verstorbenen in den Elbe-Elster- Kreis gefahren. Dort sei sie preiswerter. Aber bald will man da auch sein eigener Herr sein und ein Krematorium in Ludwigsfelde bauen. Buchen kann man bei dem Billigbestatter in der Friedrich- Ebert-Straße jedoch alles, was der Leidtragende wünscht. Die besonders feierliche Beerdigungen mit edlem Sarg und großer Trauergemeinde ebenso wie einen Liegeplatz auf dem gewünschten Friedhof oder eine Seebestattung. Dann werde es eben teurer, sagt Nowaczyk lakonisch. Probleme scheint ihm das Eingehen auf Sonderwünsche nicht zu machen.

Dabei ist er stolz darauf, dass er eine Beerdigung händeln kann, die auch für einen geringen Geldbeutel erschwinglich ist. „Ich liege manchmal sogar unter dem Satz der Sozialämter“, sagt er. Das scheint sich schon ziemlich weit herumgesprochen zu haben, denn Anforderungen erhält Nowaczyk aus ganz Deutschland zwischen Bayern und Sylt. Sogar aus Hurghada, Ungarn und Brasilien habe er schon deutsche Urlauber heimgeholt, deren Ausflug tödlich endete. Da geschehe die Rückführung in einem Zinksarg per Flugzeug, aber die gesamte Organisation übernehme seine Firma. H. Dittfeld

H. Dittfeld

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })