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Protest. Mit Spruchbändern wurde gegen Sarrazin demonstriert.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Friedliche Demo gegen Sarrazin-Auftritt

Lesung im Nikolaisaal: 60 Potsdamer protestierten gegen die Thesen des umstrittenen Autors

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Innenstadt - Plakate, Tröten und Parolen – relativ ruhig und ohne Ausschreitungen verlief der Protest gegen den Auftritt von Thilo Sarrazin im Nikolaisaal am Dienstagabend. Der umstrittene Politiker und Buchautor stellte dort sein aktuelles Buch „Der neue Tugendterror“ vor. Es handelt sich um eine Reaktion auf die Kritiken zum Vorgängerwerk „Deutschland schafft sich ab“. Etwa 60 Gegner versammelten sich in der Wilhelm-Staab-Straße, gegenüber dem Eingangsbereich des Nikolaisaals, um ihren Unmut gegen seine Thesen, die er in seinen Büchern und Interviews vertritt, zu äußern.

„Er hetzt gegen alle Menschen, die nicht in sein Bild passen“, sagte eine 25-jährige Potsdamerin aus der linken Szene, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will: „Das finden wir nicht in Ordnung und deswegen sind wir hier.“ Ein Auftrittsverbot für Sarrazin forderte sie nicht: „Mir geht es vor allem darum, die Besucher der Lesung darauf aufmerksam zu machen, was sie sich da anhören, und es auch auch zu hinterfragen.“ Eine Meinung, die nicht alle teilten. „Leuten wie Sarrazin sollte Potsdam absolut kein Podium bieten“, sagte Norbert Müller, der für die Linken im Landtag sitzt: „Seine Thesen sind frauenfeindlich und rassistisch, sein Auftritt steht der Stadt schlecht zu Gesicht.“ Die Bücher von Sarrazin habe er nur ansatzweise gelesen, räumt Müller ein. Wie viele anderen Demonstranten bezieht er sich bei seiner Kritik eher auf die Medienberichte als auf das Buch selbst.

Es gibt aber auch Gegenbeispiele, wie die Pressesprecherin der Neuen Antikapitalistischen Organisation (NAO), Rike Lenz. „Ich habe ,Deutschland schafft sich ab’ tatsächlich gelesen und auch viele Interviews mit ihm“, sagt die 25-Jährige: „Dabei ist mir regelrecht schlecht geworden.“ Ihr sei es wichtig, eine Gegenmeinung zu Sarrazins Thesen zu vertreten. Viele Demonstranten hielten Plakate hoch, auf denen Sprüche wie „Kein Podium für Rassismus“ oder „Halts Maul!“ standen. Sprüche, auf die Nikolaisaalbesucher reagierten und mit den Demonstranten ins Gespräch kamen. „Die Demonstration ist gut und wichtig“, sagte ein Potsdamer: „Schade ist nur, dass sich viele nicht wirklich mit Sarrazins Thesen auseindersetzen und ihn partout als Menschenhasser sehen wollen.“ Auch Peter Walther vom Brandenburgisches Literaturbüro und Mitorganisator der Veranstaltung, bedauerte, dass viele Gegenmeinungen nur aus der Medienrezeption entstehen: „Wir laden hier keine Rassisten oder Antisemiten ein. Wer das behauptet, ist falsch informiert.“ sku

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