Landeshauptstadt: Friedrich – groß, nicht artig Köngliche Dinner-Show im „Le Manège“
Es klingt paradox, doch am besten ist die Dinnershow im „Le Manège“, die etwas vollmundig als Musical angekündigt worden ist, immer dann, wenn sie sich am wenigsten an die Historie und den realen König hält. Am Montag hatte „Friedrich – groß nicht artig“ Premiere.
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Es klingt paradox, doch am besten ist die Dinnershow im „Le Manège“, die etwas vollmundig als Musical angekündigt worden ist, immer dann, wenn sie sich am wenigsten an die Historie und den realen König hält. Am Montag hatte „Friedrich – groß nicht artig“ Premiere. Das Buch dafür schrieb Alice Lunow und sie führte auch Regie. Die Rahmenhandlung ist in der Gegenwart angesiedelt, lässt Königin Elisabeth Christine aus ihrer unglücklichen historischen Rolle heraustreten und gibt spöttischen Bemerkungen Raum.
Der flötenspielbesessene Max aus der Gegenwarts-Rahmenhandlung darf sich in sein Idol Friedrich verwandeln, will dann aber nicht mehr der Feldherr sein, den die russische Zarin Katharina und die österreichische Kaiserin Maria Theresia in einer Traumvision attackieren und zu dem nur noch Ehefrau Elisabeth Christine hält. Auch im Schlussduett „Frei sein“ darf die in der Realität überaus schlecht behandelte Gattin ihre Rolle verlassen und das Ideal der Freiheit zusammen mit Friedrich besingen und herbeiwünschen. Für Max wird es schließlich wahr. Sein Papa, der ihn zum Jura-Studium drängt, gibt auf und erklärt sogar, er sei stolz auf seinen musizierenden Sohn. Das klingt ziemlich aufgesetzt, aber eine Dinnershow, nach der ja alle mit einem guten Gefühl nach Hause gehen sollen, macht’ s möglich. Statt der etwas langatmigen philosophischen oder geschichtsträchtigen Zitate hätte man sich mehr freche Abweichungen von der Geschichte gewünscht, wie sie die das Königshaus durchhechelnden Mägde bieten. Doch dem Publikum gefiel offensichtlich die Zusammenstellung aus genau recherchierter Historie und Gegenwarts-Beiwerk zwischen den vier Gängen. Der Applaus war langanhaltend und kräftig.
Zum Gelingen des Abends trug vor allem Daniel Pabst bei. Der als Musical-Darsteller ausgebildete Schauspieler bringt große Erfahrung aus anderen Auftritten in Musicals mit und schrieb auch die Musik und die Texte der Songs. In Bianca Arndt als Elisabeth Christine hat er eine versierte Partnerin, die der Königin viel mehr Ausdrucksstärke gibt, als sie je besessen hat. Die anderen Darsteller müssen in eine ganze Reihe von Rollen schlüpfen und tun das gekonnt.
Das Le-Manège-Team sorgte unter hell aufflammenden Kronleuchtern für festlichen Tischschmuck und hatte hohe Kandelaber mit echten Kerzen bestückt. Das Vier-Gänge-Menü war edel, bestand aus einer Schwarzwurzelsuppe mit Fluss- krebs-Einlage, Zander auf Artischocken und einem Kartoffelhäppchen, das Friedrich II. sicher gerügt hätte, denn er wollte die Kartoffel ja als Grundnahrungsmittel eingeführt sehen. Am zarten Geflügel mit allerlei Gemüse dürfte er sich beim Hauptgang jedoch erfreut haben und der Nachtisch auf preußischer Plinse mit Florentiner Kuchen und Eis wäre auch vom König als Delikatesse begrüßt worden.dif
Weitere Dinner-Shows am 6. und 7. April im Le Manège, Veranstalter können die Show buchen, Tickets für 105 Euro unter www.tixoo.com
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