zum Hauptinhalt

Homepage: Frischer Wind aus Hamburg

Zweierlei Philosophie unter einem Dach: An der HFF arbeitet Hark Bohm an einem eigenen Studiengang

Stand:

Die Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) wird voraussichtlich ab 2007 einen Weiterbildungsstudiengang „Film/Kreativ/Produzieren“ anbieten. Bemerkenswert daran ist, dass somit verschiedene Fachbereiche an der Hochschule doppelt angeboten werden. Zudem wird ein Weg der Ausbildung in die HFF integriert, der nicht nach dem Prinzip eines grundständigen Studiums, wie es die Hochschule bislang praktiziert, aufgebaut ist. Der Studiengang soll nach Wunsch von HFF-Präsident Prof. Dieter Wiedemann im Rahmen eines Instituts für Weiterbildung angesiedelt sein, das als An-Institut der HFF angegliedert ist. Mit dem Institut möchte sich die HFF auch auf dem Weiterbildungsmarkt etablieren.

Verantwortlich für die Entwicklung des Filmstudiengangs, der die Grundsäule des Instituts für Weiterbildung sein soll, zeichnet der Regisseur und Schauspieler Hark Bohm. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Rainer Berg (Drehbuch), Ralph Schwingel (Produktion) und Karl Walter Lindenlaub (Kamera) ist Bohm seit dem vergangenen Semester als Gastdozent an der HFF tätig.

Da die HFF kaum auf zusätzliche Gelder vom Land hoffen kann und das bisherige Angebot der Hochschule keine Abstriche erleiden soll, wird angestrebt, dass sich die Personalkosten des neuen Studiengangs langfristig selbst tragen. Deshalb werden die Studenten des Studiengangs tief in die Tasche greifen müssen: Zwischen 5000 und 10 000 Euro werden sie nach Wiedemanns Schätzung pro Semester zahlen. Weil das allein die Kosten nicht abdecken wird, sucht die HFF nun bei Sendern und Medienkonzernen nach Geldgebern. Präsident Wiedemann sieht gute Chancen, entsprechende Förderer zu finden. Was diese als Gegenleistung erhoffen können, klingt vielversprechend, denn schon in Hamburg hatte sich das „Hark-Bohm-Modell“ international anerkannt als außergewöhnlich erfolgreich erwiesen.

Das Modell unterscheidet sich stark von einem grundständigen, auf rund zehn Semester angelegten, Studium, wie es die HFF anbietet. So werden nur Studenten aufgenommen, die bereits einen Studienabschluss haben. Sie erwartet, so Bohm, eine „Vorbereitung auf die Brutalität der Wirklichkeit“, die nicht nur den exzellenten Umgang mit Kamera und Drehbuch, sondern auch den sinnvollen Einsatz von Zeit und Geld umfasse und so bestens auf den Alltag eines Filmemachers vorbereite. Zudem legt Bohm höchsten Wert auf Teamarbeit, was in seiner Sprache „kreative Kooperation“ heißt. Nicht zuletzt wird auf renommierte Lehrer Wert gelegt. Es konnte sogar Hollywood-Kameramann Michael Ballhaus („Gangs of New York“) für Seminare gewonnen werden. Die kleinen Klassen von rund sechs Studenten ermöglichen einen engen Kontakt zwischen Dozenten und Studenten des auf lediglich vier Semester ausgelegten Studiengangs, an dessen Ende der Abschluss „Master“ steht.

Die Arbeit der HFF sieht deren Präsident Dieter Wiedemann dadurch nicht in Frage gestellt. Nachdem auch hier die Studienabschlüsse Bachelor und Master eingeführt sein werden, bleibe der übrige Betrieb von der Eliteklasse unberührt. Ohnehin sieht Wiedemann kaum die Gefahr einer direkten Konkurrenz – zumindest solange bei Hark Bohm im Gegensatz zur HFF derart hohe Studiengebühren bezahlt werden müssen: „Wir werden eine andere Klientel finden als er“ gibt sich der Präsident überzeugt. Wiedemann sieht vor allem die Chance, dass „seine“ Studenten von den großen Namen, die bei Hark Bohm lehren werden, profitieren. Problematisch könne die Situation allerdings werden, wenn es Streitigkeiten um Technik gebe, die einst für die HFF gekauft wurde. Dennoch herrsche auch unter den Dozenten überwiegend Freude über die hochkarätige Unterstützung.

Wiedemann macht dabei aus den Unterschieden zwischen der „klassischen“ HFF und dem Hark-Bohm-Modell keinen Hehl und betont die jeweiligen Vorteile. Ohne Zweifel sei es wichtig, dass Studenten Leute wie Michael Ballhaus kennen lernten, ebenso wichtig sei es jedoch, dass die Studenten einen verlässlichen Ansprechpartner während ihres gesamten Studiums haben. Außerdem verweist er auf Fachbereiche der HFF, wie Filmmusik oder Schnitt, die dem Hark-Bohm-Studiengang bislang fehlen. Prinzipiell reizt den Präsident an einer „Hark-Bohm-Schule“ in Potsdam die Vorstellung, noch eine „andere Ausbildungsphilosophie“ unter das Dach seiner Hochschule zu holen. Gegeneinander ausspielen möchte er die beiden Modelle dabei nicht. Die „Wettbewerbssituation“ jedoch schade keinem von beiden. Zudem hofft er, dass die vier aus Hamburg frischen Wind in die älteste Filmhochschule Deutschlands tragen werden, sich jedoch zugleich von der Arbeit hier inspirieren lassen.

Moritz Reininghaus

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })