
© Manfred Thomas
Von Peer Straube: Frischer Wind im „Alten Krug“
Marquardts Gasthof hat mit Michael Schulze einen neuen Pächter
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Marquardt - Seit mehr als 600 Jahren wird im „Alten Krug“ Bier ausgeschenkt. Mit dieser Tradition wird auch Michael Schulze nicht brechen. Seit letzter Woche ist der 31-jährige Fahrländer neuer Pächter in Marquardts bekanntester Gastwirtschaft. Hans-Joachim Czada, der Vorgänger, hatte nach 14 Jahren das Handtuch geworfen und das Lokal erst vor wenigen Wochen geschlossen.
Obwohl noch jung an Jahren, ist Schulze schon ein alter Hase unter den Gastronomen im Norden Potsdams. Er betreibt das Gartenlokal Meedehorn in Sacrow und die Sunforce Cafébar nebst Sonnenstudio in seinem Geburtsort Fahrland. Den „Alten Krug“ zu übernehmen, habe sich „angeboten“, sagt Schulze schmunzelnd. Die „Eckdaten“ wie Pachthöhe und Laufzeit hätten gestimmt – und Marquardt sei ein „kleines, schönes, verträumtes Dörfchen“. Und geschichtsträchtig. Angesichts des nahen Schlosses und des Parks werde das Lokal prächtig funktionieren, ist Schulze sicher. Sein Team sei motiviert, nehme Herausforderungen gerne an, sagt er.
Der frische Wind soll sich auch im Innern der geräumigen Gaststätte zeigen. Dort lässt Schulze kaum einen Stein auf dem anderen. Die Holzvertäfelung ist schon herausgerissen, ebenso die zerschlissenen alten Teppiche. Dem gemauerten Tresen rückt er mit dem Vorschlaghammer zu Leibe – er soll vergrößert werden. „Viel heller und freundlicher“ soll sich der Gastraum künftig präsentieren, lediglich eine der Holzwände bleibt – auf der noch hölzerne Pfifferlinge prangen. „Die finde ich schön“, sagt Schulze lächelnd. Auch der große Baum neben der Bar bleibt drin. Schankraum und großer Saal bekommen eine neue Dielung oder Parkett. Bis die alten Balken zum Vorschein kamen, mussten die Arbeiter neun Schichten Linoleum entfernen. Im kleinen Zimmer soll – wie vor Jahren schon einmal – ein Billardtisch aufgestellt werden, außerdem ist es künftig der Zufluchtsort für Raucher. Im Außenbereich will Schulze expandieren. Der kleine Biergarten, der bislang Platz für 100 Gäste bietet, soll künftig mindestens die doppelte Zahl aufnehmen können. „Aber erst im nächsten Jahr“, sagt Schulze, auf das Ende der Sommersaison verweisend.
Die Speisekarte wird sich nicht wesentlich ändern. Ein Landgasthof mit deutscher Küche soll der „Alte Krug“ bleiben, alle Zutaten werden frisch sein, verspricht Schulze. Das Menü bestimmen die Klassiker: Eisbein, Havelzander, Soljanka, aber auch Pute und das halbe Hähnchen. Mit saisonalen Produkten wie Spargel werde man das Angebot zusätzlich bereichern, hausgebackenen Kuchen soll es ebenfalls geben. Kein Gericht soll über 15 Euro kosten. Die Öffnungszeiten will der neue Pächter ausweiten – auch am Wochenende bis 22 Uhr. Die alten Traditionen will er beibehalten – der Ortsbeirat soll weiterhin im „Alten Krug“ tagen, die Gaststätte für Veranstaltungen zu mieten sein. Auch an Osterfeuern, Dorf- oder Feuerwehrfesten will sich Schulze beteiligen. Mitte Oktober soll Eröffnung sein. „Das allergrößte Ziel ist es, die Marquardter wieder hierher zu bekommen, damit sie bei uns essen und feiern.“
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