PNN-Serie: Flüchtlingshelfer in Potsdam: Friseurin für Flüchtlinge
Es gibt ein helles Deutschland, das sich leuchtend darstellt“, sagt Bundespräsident Joachim Gauck über die Helfer, die sich in diesen Tagen für Flüchtlinge einsetzen. Auch in Potsdam geben viele Freiwillige ihr Bestes. Wir stellen jede Woche ein Beispiel vor, aufgezeichnet von Katharina Wiechers.
Stand:
Ich hatte von einer Aktion in Hamburg gehört, wo Friseure Flüchtlingen die Haare geschnitten haben und mir sofort gedacht: Das will ich auch machen. Ich bin Auszubildende im dritten Lehrjahr beim „Coiffeur Ritt“ am Luisenplatz und meine Kollegin Maria – sie ist im zweiten Lehrjahr – hat gute Kontakte zu den Freiland-Leuten, die ja in der Flüchtlingsunterkunft an der Heinrich-Mann-Allee sehr aktiv sind. So kam es, dass wir bei dem Willkommensfest, das dort organisiert wurde, einen improvisierten Friseursalon aufgemacht haben. In einem Lagerraum haben wir ein paar Stühle und Spiegel aufgestellt, das Equipment hatten wir von zu Hause beziehungsweise aus der Arbeit mitgebracht. Obwohl Flyer verteilt und Plakate aufgehängt wurden, kamen die Leute anfangs nur sehr zögerlich zu uns. Dort, wo die Menschen herkommen, ist es wohl nicht üblich, dass Frauen den Männern die Haare schneiden. Aber dann hat ein Syrer, der dort untergebracht und gelernter Barbier ist, spontan mitgemacht und damit war dann der Damm gebrochen. Er hat den Männern erklärt, dass das in Ordnung ist, dass wir das machen und ab da kam einer nach dem anderen, ich habe an dem Tag bestimmt 20 Männern die Haare geschnitten. Die Kommunikation lief meistens über den syrischen Barbier, manche hatten aber auch alte Fotos von sich dabei und haben uns auf diesem Weg gezeigt, welche Frisur sie gerne möchten. Die Männer zum Beispiel aus Syrien tragen die Haare an den Seiten meistens viel kürzer als in Deutschland. Wenn wir fertig waren, haben sich die Männer tausendmal bedankt und waren sichtlich glücklich. Mit einem frischen Haarschnitt fühlt man sich einfach wohler, das kennt man ja von sich selber auch. Nächstes Mal wollen wir einen Tag nur für Frauen machen, denn sie dürfen ihre Haare ja nur zeigen, wenn keine Männer im Raum sind. Aber auch den Männern wollen wir wieder die Haare schneiden. Vielleicht können wir ja auch noch mehr Friseure dazu anstacheln, mitzumachen.
Zur Person: Fine Markus, 20, lernt Friseurin und schneidet nebenbei auch Flüchtlingen die Haare.
Sind Sie auch in der Flüchtlingshilfe aktiv oder kennen Sie jemanden, den wir hier vorstellen sollten? Schicken Sie uns eine E-Mail an potsdam@pnn.de
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