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Inklusive Quiz. Schüler vom Leonardo-da-Vinci-Campus Nauen haben eine App für den Winzerberg entwickelt.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Früchte für Friedrichs Tafel

Schüler haben eine Hörspiel-App für den Winzerberg entwickelt. Per Smartphone kann man auch ein Quiz lösen

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Wer in diesen Tagen den Winzerberg am Schlosspark Sanssouci besucht, sollte dies mit einem Smartphone tun. Denn seit gestern hat sich der Terrassengarten hinter dem Triumphbogen an der Schopenhauerstraße zu einer Art Freilichtmuseum verwandelt. Wer vorher unbedarft auf die mittlerweile großteils vom Bauverein Winzerberg. sanierte Anlage blickte, erfährt nun über die neu entwickelte „Winzerberg-App“, eine Anwendung auf dem Smartphone, viel Wissenswertes über das vom Alten Fritz und später von Friedrich IV. geprägte historische Gelände.

Vier lebendige Hörspiele erzählen, wie etwa die preußischen Baumeister Friedrich August Stüler und Ludwig Ferdinand Hesse bei der Gestaltung der Architektur auf dem Winzerberg miteinander stritten oder unter welchem Druck der eigens engagierte holländische Gärtner Philipp Krutisch für die besten Früchte auf der Tafel Friedrichs des Großen sorgen musste. „Die feinsten Melonen stammen von mir“, soll der Gärtner gesagt haben. Vom Weinberg selbst stammten allerdings edle Rebsorten aus ganz Europa und Feigen.

Entwickelt wurde die App von Schülern des Leonardo-da-Vinci-Campus Nauen. „In unserem Medien- und Kommunikationskurs entwickeln wir regelmäßig Audio-Guides und suchen dafür Projektpartner außerhalb der Schule“, erzählt der Lehrer Andrej Tschitschil. Der Winzerberg war ihm als dafür geeigneter Ort aufgefallen, und der Bauverein Winzerberg zeigte sich zu einer Kooperation bereit. „Wir haben gemeinsam überlegt, dass wir damit junge Familien ansprechen wollen, die sich mit ihren Kindern die Hörspiele anhören und anschließend das Quiz lösen“, sagt der 34-jährige Lehrer für Medien und Kommunikation.

Die Schüler reagierten zunächst skeptisch, als sie von dem Projekt hörten. „Aber als ich den Winzerberg gesehen habe, hat er mich als historischer Ort interessiert“, erzählt Anne Ottenhus. „Wenn man länger hinschaut, entdeckt man seinen Charme, zum Beispiel die Göttinnen und Allegorien auf dem Triumphbogen“, bestätigt ihre Mitschülerin Julia Bardarsky. Allerdings stecke hinter den Hörspielen harte Arbeit – und die Hilfe von Profis. Bei der Recherche halfen Historiker, an den Skripten feilten Drehbuchautoren mit. Die Aufnahmen realisierten Schauspieler im Studio Babelsberg, die Sounds von Kutschen oder Schritten im Kies stammen aus Archiven.

Auch Erik Lorenz zeigt sich mit dem Ergebnis zufrieden. Der 21-Jährige studiert Medien- und Kommunikationsdesign an der Macromedia-Hochschule in Berlin und hat die Screens, die Bildschirmoberflächen, entwickelt. Wer auf den Gärtner Krutisch klickt, muss etwa die Frage beantworten, welches Spalierobst am Winzerberg angebaut wurde. Als Belohnung winken Symbole wie eine Gießkanne oder ein Pflanzenkübel – bis man das Quiz beendet hat. Dass auch ältere Menschen per Smartphone mitspielen, darauf hoffen alle Beteiligten.

Die Schüler aus Nauen arbeiten bereits am Design von Bänken, die auf den Terrassen zum Verweilen und Hörspiellauschen einladen sollen. „Möglicherweise könnte man daraus eines Tages Sound-Bänke entwickeln“, überlegt Lehrer Tschitschil. Auch wenn die nicht so modern seien wie Smartphones.

Isabel Fannrich-Lautenschläger

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