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Landeshauptstadt: Früh aufstehen für die Sicherheit

Zahl der Unfälle mit Kindern in Potsdam sinkt/ Präventionsarbeit soll Schulwege sicherer machen

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Zahl der Unfälle mit Kindern in Potsdam sinkt/ Präventionsarbeit soll Schulwege sicherer machen Drewitz - Florian und Marius sind morgens um 7.15 Uhr die ersten an der „Grundschule am Priesterweg“. Einmal in der Woche stehen sie eine halbe Stunde früher auf als die rund 300 anderen Kinder. Als Schülerlotsen helfen die beiden den Mitschülern über die Oskar-Meßter-Straße. In knallorangen Westen stehen sie am Straßenrand und regeln den Verkehr. Auf ihr Handzeichen halten die Autos, die Kinder können die Straßenseite wechseln. Marius findet es „cool“, dass die Autofahrer ihm gehorchen. Doch Schülerlotse zu sein, ist nicht nur cool, sondern auch eine wichtige Maßnahme, um Verkehrsunfälle mit Kindern auf ihrem Schulweg zu verhindern. Allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden neun Kinder unter 14 Jahren im Potsdamer Straßenverkehr verletzt. Das Problem sei, dass die Kinder oft so klein sind, dass Autofahrer sie gar nicht bemerken, sagt Polizistin Petra Bienert-Kuppitz. Zwar sei an dieser Grundschule noch kein Kind verunglückt, aber Prävention sei eben wichtig. Darum bilden in Potsdam zwei Verkehrserzieherinnen der Polizei die Schüler aus: Zehn Stunden Theorieunterricht mit anschließendem Test. Florian kann jetzt Bremswege berechnen – „auch im Winter, wenn es glatt ist“. Bei jedem Wetter müssen sie raus, auch wenn es wie gestern in Strömen regnet. Lehrerin Simone Siemens, die die Arbeit der 20 Lotsen ihrer Schule koordiniert, achtet dabei penibel auf die Pünktlichkeit: „Wer ein paar mal zu spät kommt, der fliegt raus.“ Gerade die Eltern der Schulanfänger seien erleichtert, dass der Schulweg ihrer Kleinen gesichert werde. Mutter Beate Sanft ist froh über die Lotsen. Sie habe „keine Bedenken“ ihren siebenjährigen Sohn auch manchmal allein zur Schule gehen zu lassen. Und die sechsjährige Sarah, die jeden Morgen den Schulweg völlig selbstständig meistert, weiß die Hilfe der Jungen in Orange zu schätzen: „Die passen auf, wenn einer nicht nach links und nach rechts guckt.“ Auch die Revierpolizei passt auf. Mit der Laserpistole steht Bienert-Kuppitz an der Konrad-Wolf-Allee: „38! Halt!“ ruft sie ihrem Kollegen zu. Zu spät, der Temposünder ist schon vorbei. „Acht zu schnell und das an einer Schule.“ Dafür hat sie kein Verständnis: „Wenn das Kind unter dem Auto liegt, ist es zu spät.“ „So oft es geht“, kontrolliert 45-Jährige den Autoverkehr an der Grundschule. „Einfach nur, dass wir hier stehen, diszipliniert die Autofahrer.“ Den Schulweg sicherer machen sollen auch die „Schulwegpläne“, die die Polizei mit der Verkehrswacht für fast alle Potsdamer Schulen ausgearbeitet hat. Schülerlotsen gibt es aber sonst nur noch in der Evangelischen Grundschule. Der Grund: Die Lehrer wollen wohl nicht noch früher aufzustehen, glaubt Polizeisprecherin Katrin Laurisch. Florian hat mit dem frühen Aufstehen kein Problem, schließlich will der Zwölfjährige einmal Verkehrspolizist werden.

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