Sport: Früh ins Stadion statt spät ins Fernsehen
Turbine Potsdam lehnt „Eurosport“-Angebot zur Live-Übertragung der Champions League ab
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Es lässt sich als Bekenntnis und Angebot für das Potsdamer Publikum sehen: Die Vereinsführung des 1. FFC Turbine Potsdam verzichtet auf eine Live-Übertragung des Champions-League-Halbfinalpiels gegen den VfL Wolfsburg auf Eurosport. Der Sportsender hatte angeboten, das komplette Spiel zu übertragen und dafür um eine spätere Anstoßzeit um 16.30 Uhr gebeten. Denn zum vorgesehenen Anpfiff um 14 Uhr ist der Sendeplatz blockiert. Doch Turbine lehnte ab. „Für uns ist wichtig, dass wir eine vernünftige Anstoßzeit für unsere Zuschauer haben, damit das Stadion voll wird“, sagt Turbine-Chefcoach Bernd Schröder, zugleich Vorstandsmitglied des Bundesligisten.
Die Sorge des Vereins bei einem späteren Spielbeginn: „Wir würden in Konkurrenz zum Männer-Bundesligafußball geraten und sicher Zuschauer einbüßen“, so Schröder. Nunmehr würde es den Potsdamer Fußball-Fans möglich sein, sowohl im Stadion Champions League und kurz danach Bundesliga-Fußball zu schauen – zumindest wer ein Bezahl-Abo hat oder in die Fußball-Kneipe geht. Ohnehin sei es schwierig, aufgrund der Osterfeiertage alle Anhänger ins Stadion zu holen. „Wir mussten für uns abwägen, ob wir ein bisschen Fernsehgeld und Zusatzeinnahmen für Bandenwerbung wollen oder aber optimale Unterstützung durch die Zuschauer“, sagte Schröder.
Doch nicht alle sehen das so. Die Kritik über die Turbine-Haltung reichte von Unverständnis über die Absage der europaweiten Live-Berichterstattung bis hin zu derart persönlichen Beleidigungen und Verleumdungen in sozialen Netzwerken, sodass sich der Verein gestern Mittag „nach reiflicher Überlegung“ entschied, diffamierende Kommentare von seiner Facebookseite zu nehmen. „Der Verbreitung von Unsachlichkeiten, Unwahrheiten und Polemik werden wir zukünftig keine Plattform mehr bieten“, hieß es dazu. Bei „Eurosport“ teilt Programmplaner Carlos Bunzel die Turbine-Ansicht naturgemäß nicht. „Es ist doch besser, 300- bis 400000 Fernsehzuschauer zu haben als vielleicht 1 000 Leute mehr im Stadion“, sagte er gegenüber den PNN. Eine frühere Übertragung des Spiels scheitert laut Bunzel an einer Sendeverpflichtung für Motorsport.
Das Frauenfußballportal „womansoccer“ bedauert die „verpasste Gelegenheit, den Sport, die beiden deutschen Topteams und auch die Sponsoren europaweit einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Eine gewisse Flexibilität seitens der Frauenfußball-Vereine wird jedoch auch in Zukunft nötig sein, um die Medien-Präsenz zu erhöhen“, heißt es auf dem Portal. Dafür werde „Eurosport“ auch in Zukunft Medienpartner sein – in der Champions League schon zum Rückspiel in der kommenden Woche in Wolfsburg und beim Finale in Lissabon. „Wenn Potsdam sich gut anstellt, zeigen wir sie also noch zweimal“, meint Bunzel.
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