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Landeshauptstadt: Frühjahrsputz bleibt zartes Pflänzchen

Am Stern zeigten 20 von fast 30 000 Bewohnern Bürgersinn, im kleinen Marquardt dagegen 97

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Am Stern zeigten 20 von fast 30 000 Bewohnern Bürgersinn, im kleinen Marquardt dagegen 97 Von Erhart Hohenstein Der in Eiche erstmals veranstaltete Frühjahrsputz hatte mit etwa 170 Teilnehmern eine überraschend starke Resonanz. Oberbürgermeister Jann Jakobs war in Arbeitskluft erschienen und half eine zeitlang mit. „Wo wie hier der Ortsbeirat, Vereine oder Bürgerinitiativen den Frühjahrsputz übernehmen, da klappt er auch“, freute er sich. Von einem zentralen Aufruf wie in den Vorjahren habe er sich verabschiedet. „Umringt von Schaulustigen und Fotografen durfte ich zum Auftakt ein paar Stiefmütterchen pflanzen, dann passierte nicht mehr viel“, erklärte er gegenüber PNN. In Eiche lief das am Sonnabend anders. Der Ortsbeirat um Andreas Klemund säuberte das Umfeld am Einkaufsmarkt, Eltern, Kinder und Lehrer das Schulgelände, der große Spielplatz in der Siedlung Altes Rad wurde hergerichtet, die Jugendfeuerwehr schnitt Rettungswege frei. Mittags trafen sich die Helfer zur Erbsensuppe aus der Feldküche des DRK-Katastrophenschutzes. Schon Stunden vorher hatte Bereitschaftsleiter Uwe Hoffmann mit dem Kartoffel- und Zwiebelschälen begonnen. In der Waldstadt renovierten Eltern Räume in der Kita „Zauberwald“. Zweiter Treffpunkt war der Schulgarten der Fontane-Schule. 27 Helfer richteten das Sportgelände am Kahleberg her, um es wieder spielfähig zu machen. Das ist bis zur lange angekündigten Grundsanierung des Sportplatzes jedes Frühjahr notwendig, erläuterte Karl-Heinz Rothkirch als Vorsitzender der Bürgeriniative Waldstadt den PNN. Am Stern brachten 20 Bewohner mit dem Leiter des „Sternzeichens“, Andreas Frank, den Vorplatz des Bürgertreffs in Ordnung, lasierten Holzteile und besetzten die großen Pflanzkästen u.a. mit Fingerkraut, Fächerginster, Prachtkerzen und Scheinbeeren. Auch der PDS-Fraktionsvorsitzende Hans-Jürgen Scharfenberg war an seinem 51. Geburtstag dabei und muss sich als einsamer Rufer in der Wüste vorgekommen sein. 20 „Saubermänner“ in einem Stadtteil mit fast 30 000 Bewohnern - in den Vorgärten der Wohnblocks türmen sich weiter Verpackungen, Altpapier und welkes Laub. Schlimm vermüllt sind Gleisbett und Haltestellen der Straßenbahn. Da zeigen die Einwohner der einstigen Dörfer am Stadtrand mehr Bürgersinn. 97 Marquardter, unter ihnen der CDU-Landtagsabgeordnete Wieland Niekisch, hat Hans-J. Czada als Vorsitzender des Kultur- und Heimatvereins beim Einsatz gezählt. Sie schafften sich unter anderem im Schlosspark, im Anglerhafen, auf dem Friedhof und im Kindergarten. Dem Aufruf des Bürgervereins Bornim waren zwar nur 25Helfer gefolgt, aber sie holten immerhin 5,5 Kubikmeter Schrott aus dem Wald am Heineberg und von der Feldflur. „Seit es kaum noch Getränkedosen gibt, haben wir mit dem Kleinmüll weniger zu tun“, sagt der Vereinsvorsitzende Klaus Rietz, „dafür aber mit ausrangierten Haushaltsgeräten, Fahrrädern oder Autoreifen.“ Fazit: Der Frühjahrsputz bleibt ein zartes Pflänzchen. Zahlen wie zu DDR-Zeiten, als dank zentraler Organisation und massiver Agitation bis zu 10 000 Helfer zu Harke und Besen griffen, sind wohl nicht wieder zu erreichen.

Erhart Hohenstein

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