Landeshauptstadt: Führung in Zeichensprache
Erfolgreiche Ausbildung von Reiseleitern für Behinderte durch EU-Programm
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Mit einer Behinderung reisen oder auch nur die eigene Stadt erkunden ist oft nicht einfach. Da kann professionelle Hilfe von Nutzen sein. Dirk Tesch zum Beispiel könnte Hörgeschädigten Sehenswürdigkeiten auch in Zeichensprache näher bringen. Tesch – selbst schwerhörig – war einer der insgesamt 34 Teilnehmer einer Weiterbildungsveranstaltung des Landestourismusverbandes (LTV), die über EU–Förderung finanziert wird. Schwerpunkt: barrierefreier Tourismus.
Menschen, die selbst auf dem Arbeitsmarkt mit Benachteiligung zu kämpfen haben, sollten durch die Weiterbildung eine Berufschance bekommen. Ausgebildet wurden Reiseleiter/Gästeführer und Regionale Berater im Tourismus. Am Mittwoch gibt es zum Abschluss ein IHK-Zertifikat. „Wir haben unser Wissen enorm erweitert“, lobt Tesch den Unterricht. Er habe die touristischen Angebote der Stadt mit neuen Augen gesehen und werde seine Erfahrungen auch an den Gehörlosenverband weitergeben.
Kristin Hintzsch, die schon als Sozialpädagogin gearbeitet hat, findet, dass im Tourismus für Behinderte oder ältere Menschen noch eine Menge getan werden kann. Bei einer Tour durch Potsdams Mitte, bei der auch die Fortbewegung im Rollstuhl getestet wurde, gab es jedenfalls schon am Hafenbecken und am Aufgang zum Alten Markt Hindernisse. Die schiefe Ebene zum Alten Markt käme ein Rollstuhlfahrer jedenfalls nicht allein hoch. Sie sei viel zu steil. Hilfe müsse gezielt angeboten werden, das könne dann auch die Angehörigen entlasten, meint Hintzsch. Bedarf gibt es, ist sich Hintzsch sicher, ob nun bei individuell Reisenden oder bei Gruppen. Irene Krause ist schon einen Schritt weiter. Sie kam aus dem Fränkischen nach Potsdam und stellte fest, dass in Süddeutschland die Schlösserstadt noch immer ziemlich unbekannt ist. „Die meisten fahren bisher nach Berlin und lassen Potsdam links liegen.“ Inzwischen hat sie eine eigene Internetseite und bietet Potsdamtouren auf fränkisch an. Als Langzeitarbeitslose konnte sie den Kurs belegen. Sie will ihr Angebot nun auch noch behindertenfreundlich gestalten.
Kerstin Tangermann vom LTV, die den Kurs betreute, begrüßte es, dass es bei der Tour durch Potsdam auch Kontakt zum Behindertenbeauftragten der Stadt gab, der sich Schwachstellen notierte und der auch weiterhin an Hinweisen interessiert ist. Von den regionalen Beratern werden einige ein Praktikum in der Verwaltung machen und ihre Ideen für einen barrierefreien Tourismus einbringen. Antje Müller will zum Beispiel erkunden, was für Sehbehinderte wichtig ist. Das allerdings tut sie nicht in Potsdam, sondern in Stralsund. Ab 7. Mai wird es noch eine Kurs für Call-Center-Agents geben. Schwerpunkt ist ebenfalls der barrierefreie Tourismus. Kontakt über Landestourismusverband, Tel.: (0331) 27528 26
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