Sport: „Fundgrube der Freude“
Check des sanierten Karl-Liebknecht-Stadions: Es kann gespielt werden, gibt aber noch viel zu tun
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Auf die Frage, ob ihm denn ganz spontan etwas Schönes am neuen Karl-Liebknecht-Stadion in den Sinn komme, antwortet der sonst so gesprächige Thomas Bastian einsilbig. „Nö“, sagt der Präsident des SV Babelsberg 03, dessen Drittliga-Fußballer am Samstag um 15.30 Uhr in der ersten Runde des DFB-Pokals den MSV Duisburg empfangen und mit dem Spiel das für rund acht Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II des Bundes frisch sanierte Stadion einweihen. So ganz bleibt der Präsident dann allerdings doch nicht bei seiner Aussage, denn letztlich ist das einst graue „Karli“ mittlerweile doch ein kleines Schmuckkästchen geworden. Eines, das allerdings auch seine Ecken und Kanten hat.
„Als wir uns mit der neuen Führungsriege an die Arbeit gemacht haben, waren bereits 90 Prozent der Aufträge vergeben“, sagt Bastian. „Da waren uns die Hände gebunden.“ Eigentlich sollte das nun 10 786 Plätze bietende Stadion zum ersten Heimspiel fertiggestellt sein, doch einige Dinge – unter anderem durch vorher nicht erkannten Asbest – führten zu Verzögerungen. Ende September soll das „Karli“ endgültig in neuem Glanz erstrahlen – und bis dahin ist noch einiges zu tun.
„Das ist wahrlich eine Fundgrube der Freude“, sagt der für seinen Sarkasmus bekannte Bastian, wenn er allein an das nicht enden wollende Flutlichtdebakel denkt. Da hatte er die Zusage von der Bauaufsicht, dass am 29. Juli alles fertig sei, schickte die Erfolgsmeldung an den DFB, um nur 24 Stunden später die Mitteilung zu erhalten, dass erst am 31. August die Lampen an den knickbaren Masten angehen. „Da fühlt man sich doch auf die Rolle geschoben, ich bin das nicht gewohnt“, so der neue Präsident, der das Stadion in den vergangenen Tagen und Wochen „unter ständiger Beobachtung“ hatte.
Bastians derzeitiger Stand: „Wir werden Fußball spielen können, auch wenn es mit dem Kabinentrakt noch hapert.“ Der Rasen ist verlegt, eine schmale Kunstrasenbahn trennt das Spielfeld von den Trainer- und Reservebänken, die neuen Sitze sind montiert, das Ticketsystem funktioniert und auch der VIP-Raum kann geöffnet werden. Falls es der neue Caterer nicht schafft, die Bierleitung bis zum Anpfiff anzuschließen, gibt’s halt Gerstensaft aus der Flasche. Weitaus schwerwiegendere Probleme könnten beim übrigen Stadionumbau bemängelt werden. Wer etwa einen Sitzplatz am Ende des Blockes G zum Gästebereich erwirbt, sollte sich lieber hinstellen: Im Sitzen ist kaum etwas zu sehen. „Wir mussten das allerdings so machen, weil wir nach DFB-Richtlinien 2000 Sitzplätze nachweisen müssen“, sagt Bastian und erklärt, dass dieser Bereich eh sehr selten gebucht werde.
Eher wird da schon der Pressebereich voll, und auch hier heißt es: Rechtzeitiges Erscheinen sichert die besten Plätze. Die direkt neben der TV-Plattform sitzenden Journalisten nämlich können die linke Spielfeldhälfte nur schlecht einsehen. Die Sichtmöglichkeiten der Rollstuhlfahrer wurde indes verbessert, indem die Werbebanden im Block O tiefergesetzt wurden.
Ein nicht wohlüberlegter Aspekt dürfte die Gestaltung der öffentlichen Toiletten sein, bei denen an den Fliesen gespart wurde. Graffiti und Ähnliches von den gestrichenen Rigipswänden zu entfernen, dürfte auf die Dauer preisintensiver sein. An der neuen Beschallungsanlage wurde hingegen nicht gespart: Die Zuschauer erwartet künftig ein satter Sound aus Bose- Boxen.
„Am Ende wird jedenfalls alles sehr schön, noch ist viel improvisiert“, sagt Bastian. „Aber ein Verzug ist wohl fast bei jedem Bau irgendwie normal.“
Henner Mallwitz
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