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Landeshauptstadt: Fünf Frauen, das sind wir

In den Thalia Kinos wurde am Dienstag die Premiere von „Frei nach Plan“ mit Staraufgebot gefeiert

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Zugegeben, es ist ein Klischee. Dazu auch noch ein arg plattes. Aber ganz unbegründet verfiel man ihm am Dienstagabend in den Thalia Arthouse Kinos nun auch wieder nicht, als man erschrak und dachte: Oh je, ein Frauenfilm!

Premiere von „Frei nach Plan“. Der zweite Film der in Potsdam lebenden Regisseurin Franziska Meletzky. Im Foyer der übliche Menschenauflauf, wenn sich Berühmtheiten angekündigt haben. Neben der Regisseurin waren die Schauspielerinnen Corinna Harfouch, Dagmar Manzel, Christine Schorn und Simone Kabst gekommen. Fast die ganze Familienbande aus „Frei nach Plan“. Nur Kirsten Block fehlte krankheitsbedingt, die in dem Film das Nesthäkchen spielt. Ein zurückhaltendes Blitzlichtgewitter, ein Kamerateam schnitt Interviews mit den Schauspielerinnen und der Regisseurin mit. Der Rest wartete geduldig, bis er in den Saal gelassen wurde.

Dort, vor der Leinwand, bevor der Film gezeigt wurde, eine kurze Begrüßung mit Blumensträußen. Und ein kurzes Gespräch, denn nur die Regisseurin Franziska Meletzky blieb während des Films im Saal. Die Schauspielerinnen fuhren zurück nach Berlin, wo „Frei nach Plan“ in der Kulturbrauerei ebenfalls Premiere feierte. Eine Gästeliste zeigte, dass dort der Kreis der Anwesenden illustrer war. Die Schauspieler Matthias Schweighöfer und Olli Dittrich hatten sich angekündigt. Auch mit Kader Loth wurde gerechnet. Die als „Busen-Witwe“ bekannte „Möchtegern-Prominente“ hatte zuletzt Ende vergangenen Jahres unfreiwillig Schlagzeilen gemacht, als sie in Berlin auf einer schwarzen Liste landete, die bestimmte Personen von öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen ausschloss. Doch zurück nach Potsdam.

Hier stand Franziska Meletzky vor der Leinwand im Kreise ihrer Schauspielerinnen, die sie nur „Mädels“ nannte und erzählte, dass nach ihrem ersten Film „Nachbarinnen“ für sie klar war, dass sie wieder mit Dagmar Manzel zusammen arbeiten wolle. Und das würde nur gehen, wenn das Drehbuch für den neuen Film überzeugte. Es hat nicht nur Dagmar Manzel, sondern auch die anderen Schauspielerinnen überzeugt.

Wie die fünf Frauen dort standen, sich freuten und sich herzten, stieg sie langsam in einem auf, diese klischeebeladene Ahnung: Oh je, das wird ganz bestimmt ein Frauenfilm. Ein Blick in die Zuschauerreihen und die dort entdeckte weibliche Übermacht bestärkte einen in dieser aufkeimenden Ahnung. Man dachte an die Regale in manchen Buchhandlungen, die nur „Frauenliteratur“ anpriesen und die man mit Befremden und aus sicherer Entfernung nur kritisch beäugt. Soll das jetzt etwa auch für Filme gelten?

Am Ende der Vorstellung nur Erleichterung. Gut, „Frei nach Plan“ erzählt die Geschichte von einer Mutter und ihren drei so unterschiedlichen Töchtern, die gemeinsam den runden Geburtstag ihre Mutter feiern wollen. Und die dort gezeigten Männer sind, bis auf wenige Ausnahmen, wahrlich nicht die Prachtexemplare dieser Gattung. Aber ein „Frauenfilm“, im männlich, klischeebeladenen Sinne ist „Frei nach Plan“ deswegen nicht.

Der Film zeigt Altbekanntes: Die größten Katastrophen passieren noch immer in der eigenen Familie. Wie Regisseurin Franziska Meletzky das erzählt, die Schauspielerinnen die Tragödien, Intrigen und Betrügereien entwickeln lässt – vor allem Corinna Harfouch als fast schon zwanghafte Iris ist ein Erlebnis – macht diesen Film schon sehenswert. Doch der feine Humor, der die Dramatik der kleinen und größeren Katastrophen immer wieder bricht, Franziska Meletzkys Gespür für die richtigen Bilder, die Unaufgeregtheit im Verlauf machen „Frei nach Plan“ regelrecht zu einer kleinen Entdeckung.

Am Ende, nach allerlei Debakeln, herrlichen Pointen, einem Todesfall und tränenreicher Versöhnung zwischen den Schwestern, wird im Morgengrauen sogar noch ein freilaufender Elefant geboten. Was es mit ihm auf sich hat, soll aber nur der Film verraten.

Der Film „Frei nach Plan“, ist täglich um 15, 17 und 19 Uhr in den Thalia Arthouse Kinos, Rudolf-Breitscheid-Str. 50, direkt am S-Bahnhof Babelsberg zu sehen. Kartenreservierung unter Tel.: (0331) 74 370 20.

Dirk Becker

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