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Landeshauptstadt: Fünf Monate Haft wegen hartnäckigen Fahrens ohne Erlaubnis

Von Gabriele Hohenstein „Sie sind binnen neun Jahren 20 mal ohne Fahrerlaubnis am Steuer eines Autos ertappt worden“, rechnet Amtsrichter Wolfgang Peters dem Delinquenten auf der Anklagebank vor. „Wie soll das eigentlich mit Ihnen weitergehen?

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Von Gabriele Hohenstein „Sie sind binnen neun Jahren 20 mal ohne Fahrerlaubnis am Steuer eines Autos ertappt worden“, rechnet Amtsrichter Wolfgang Peters dem Delinquenten auf der Anklagebank vor. „Wie soll das eigentlich mit Ihnen weitergehen?“ Alexander Sch. (30) – außerdem vorbestraft wegen mehrfachen Diebstahls, fahrlässiger Körperverletzung, Hehlerei, Nötigung sowie Verstoßes gegen das Pflichtversicherungsgesetz und unter zweifacher Bewährung stehend – gibt sich geläutert. Eine zehnmonatige Haftstrafe wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, die er gegenwärtig im offenen Vollzug verbüße, sei wahrlich ein Schuss vor den Bug gewesen, beteuert der gelernte Maurer. Statt hinter Gefängnismauern möchte er die Zeit künftig lieber mit seiner Lebensgefährtin und den beiden Kindern verbringen. „Passen Sie auf, dass die nicht eines Tages Onkel zu Ihnen sagen“, warnt der Vorsitzende den erneut wegen vorsätzlichen Fahrens ohne Papiere Angeklagten. Er sei am 31. Mai dieses Jahres nicht ohne Grund in den Audi seiner Freundin gestiegen, erzählt der Angeklagte. Die kleine Tochter habe unter Bauchkrämpfen gelitten und wie am Spieß gebrüllt. „Wir mussten schnell zum Arzt“, meint er. „Besitzt Ihre Partnerin keine Fahrerlaubnis? Wieso ist sie nicht gefahren?“, wundert sich die Sitzungsvertreterin der Staatsanwaltschaft. „Meine Freundin hielt das Kind auf dem Arm. Außerdem sprang das Auto nicht an“, so Alexander Sch. Da habe er sich von einem Kumpel anschieben lassen. „Ich wollte erst einmal bis zur Tankstelle.“ Der Richter runzelt die Stirn. „An der Kreuzung sind Sie beinahe mit einem Streifenwagen zusammengestoßen. Der musste eine Gefahrenbremsung einleiten.“ Aus Sorge, dass der Motor des Audi erneut streike, habe er Gas gegeben, erläutert der Potsdamer die aus seiner Sicht nicht sehr gefährliche Situation. Die Polizei sei lediglich auf ihn aufmerksam geworden, weil er nicht angeschnallt war. „Sie haben für alles eine Entschuldigung“, wirft die Staatsanwältin verärgert ein. „War Ihr Kind denn so akut erkrankt, dass Sie kein Taxi rufen oder den Bus nehmen konnten?“ „Mit einer drohenden Gefängnisstrafe im Nacken setzen Sie sich erneut ohne Fahrerlaubnis ans Steuer. Dafür habe ich wirklich kein Verständnis mehr“, grollt auch der Vorsitzende und brummt dem kräftigen Mann fünf weitere Monate Haft auf. Alexander Sch. ist sichtlich geschockt. Mit so einer harten Sanktion hatte er nicht gerechnet, zumal die Vertreterin der Anklage lediglich eine achtwöchige Freiheitsstrafe beantragt hatte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Gabriele Hohenstein

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