Landeshauptstadt: Fünf Pharmatests waren geplant Klinikum und Stadt wollen Vorfälle aufklären
Die Faktenlage ist noch immer dürftig. Klar ist jetzt aber zumindest für die Zeit von Januar 1989 bis Ende September 1990, welche Medikamententests westdeutscher Pharmafirmen am Potsdamer Bezirkskrankenhaus durchgeführt werden sollten: Fünf klinische Prüfungen waren damals in Potsdam geplant, wie das Landesgesundheitsministerium am Dienstag unter Berufung auf eine Liste des Bundes aus dem Jahr 1991 mitteilte.
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Die Faktenlage ist noch immer dürftig. Klar ist jetzt aber zumindest für die Zeit von Januar 1989 bis Ende September 1990, welche Medikamententests westdeutscher Pharmafirmen am Potsdamer Bezirkskrankenhaus durchgeführt werden sollten: Fünf klinische Prüfungen waren damals in Potsdam geplant, wie das Landesgesundheitsministerium am Dienstag unter Berufung auf eine Liste des Bundes aus dem Jahr 1991 mitteilte. Getestet werden sollten demnach die Wirkstoffe Pantoprazol zur Behandlung von Magengeschwüren, Erythropoetin, ein Hormon zur Anregung der Blutbildung, Amikazin und Azlocillin, zwei Antibiotika, Nafarelin, das die Hormonbildung beeinflusst, sowie der Blutdrucksenker Trandolapril. Die Zahl der tatsächlich damit behandelten Patienten ist weiter unklar – ebenso wie die Frage, ob sie von den Tests wussten. Brandenburgweit sollten laut Ministerium in der Zeit mehr als 300 Patienten an den umstrittenen Tests beteiligt werden (PNN berichteten).
Sowohl Rathaus als auch Bergmann-Klinikum erfuhren erst aus der Presse von den Fällen. Mögliche Betroffene haben sich bislang noch nicht gemeldet, hieß es von beiden Seiten. Das Klinikum sucht jetzt im Hausarchiv nach verbliebenen Akten und rechnet mit einem ersten Ergebnis Ende der Woche, sagte Hubertus Wenisch, der medizinische Direktor. Die Stadt teilte auf Anfrage mit, sie habe „keine Kenntnis über diese Fälle“. Auch gebe es nach bisherigen Erkenntnissen bei der Stadt keine Akten dazu. „Wir haben uns mit dem Klinikum in Verbindung gesetzt, um den Sachverhalt zu prüfen und die erhobenen Vorwürfe, soweit möglich, zu überprüfen“, so Stadtsprecher Jan Brunzlow. Sollten dabei Vorgänge dieser Art festgestellt werden, „muss das vorbehaltlos aufgeklärt werden“.
Ganz am Anfang steht auch die Wissenschaft, wenn es um Medikamententests an DDR-Kliniken geht: „Mir sind dazu keine historischen Arbeiten bekannt“, sagte Jens Gieseke, Leiter der Abteilung „Kommunismus und Gesellschaft“ am Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF). Er warnte gleichzeitig vor einer Skandalisierung: „Auch heute werden Medikamententests aus Kostengründen in anderen Ländern durchgeführt“, so Gieseke: „Es wird darauf ankommen, unter welchen Umständen damals getestet wurde – und ob die Patienten Bescheid wussten.“ jaha, mat
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