zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Für alle Fälle

Neue Chance für Langzeitarbeitslose

Stand:

Chris Barth (47) ist seit der Jahrtausendwende arbeitslos, doch er hat das Zeug, ein Mann für alle Fälle zu werden. Für all die Fälle, die ein Hausmeister in Ordnung bringen kann. Barth nimmt an einer anderthalbjährigen Ausbildung der Pro Potsdam Facility Management GmbH teil, die aus Langzeitarbeitslosen systemorientierte Haus-, Anlagen- und Einrichtungsbetreuer machen will. Dazu gehören Fertigkeiten in sechs Gewerken von Dach/Metall über Malern bis zu Sanitär, Praxiseinsätze, bei denen das Erlernte vorgezeigt werden kann, theoretischer Unterricht in Projektabläufen, Teamarbeit, aber auch Verwaltung und kaufmännischem Wissen. Und – was gerade beim Hausmeister nicht zu unterschätzen ist – es wird soziale Kompetenz vermittelt. Gestern wurde an vier Projekten gezeigt, was die Hausmeister in spe in ihren Praxiseinsätzen schon geschafft haben.

In Drewitz wurden für die Kita „Storchennest“ und das Montessori-Haus die Spielplätze verbessert, im Schillergymnasium die Tribüne erneuert. Und gemeinsam mit dem Projektladen in der Konrad-Wolf-Allee wurden Blumenkästen gezimmert und bepflanzt. Geschäftsleute werden deren Pflege übernehmen. Barth war am Aufbau der Schultribüne beteiligt und er würde es begrüßen, wenn während der Ausbildung dort auch noch ein Dach installiert werden könnte. Vor der Wende hat Barth als Waffentechniker für die Armee gearbeitet. Er bringt also schon handwerkliche Fertigkeiten mit und Verständigungsschwierigkeiten mit seinen künftigen Mietern dürfte er auch nicht haben. Der Mann ist kommunikativ, hat Humor und kann sich sogar selber auf die Schippe nehmen. „Ich habe jahrelang gut verdient, wollte unbedingt mal drei Jahre pausieren. Das ist mir sofort gelungen“, erzählt er. „Der Wiedereinstieg in die Berufstätigkeit allerdings nicht.“ Jetzt tun sich ihm gute Chancen auf, nach Abschluss des Lehrgangs fest eingestellt zu werden. Voraussichtlich allerdings in Berlin. Denn Hausmeister werden bei den Wohnungsunternehmen erst dann neu eingestellt, wenn ein alter in Rente geht, sagt Ulf Hahn, Chef der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“.

Von den 14 Frauen und Männern, die sich für den ersten Lehrgang bei der Facility Management GmbH angemeldet haben, sind elf bei der Stange geblieben. 30 Langzeitarbeitslose sollen insgesamt über „WorkIn 45plus Potsdam“ ausgebildet werden. Das Projekt gehört zum Bundesprogramm Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier (BIWAQ), das Frauen und Männern über 45 Jahre eine Ausbildungschance geben und sie möglichst zeitnah in den ersten Arbeitsmarkt integrieren soll. Wie schwierig das ist, bestätigt Lutz Korth (47). Er kann seinen Beruf als Koch aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben, hat aber als Ein-Euro-Jobber für die Grundschule in Fahrland gearbeitet und hofft nun auf eine feste Anstellung als Hausmeister. Als Maler hätte er bei der Pro Potsdam schon anfangen können. dif

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })