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Sport: Für die Hantel dreimal im Auto um den Äquator Andreas Anker ist Gewichtheber aus Passion und mit 33 Jahren weiterhin eine Stütze des AC Potsdam

Andreas Anker ist schon mehr als 20 Jahre Gewichtheber. Er hat so manchen Erfolg feiern können, für viele Schlagzeilen gesorgt – und denkt mit 33 Jahren noch längst nicht ans Aufhören.

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Andreas Anker ist schon mehr als 20 Jahre Gewichtheber. Er hat so manchen Erfolg feiern können, für viele Schlagzeilen gesorgt – und denkt mit 33 Jahren noch längst nicht ans Aufhören. Wenn der AC Potsdam am Samstag mit einem Heimkampf in die Zweitliga-Saison startet (siehe Kasten unten), wird er wieder eine wichtige Stütze des Aufsteigers sein.

Schon in der B-Jugend wurde Andreas Anker DDR-Jugendmeister und 1989 auch DDR-Spartakiadesieger. Viele Bezirksrekorde gehen auf sein Konto. Als der AC Potsdam als Nachfolger der einstigen BSG Aufbau Potsdam nach der Wende keine Mannschaft mehr besaß, trug sich Anker als Starter für Mannschaftskämpfe beim Bundesligisten AV Speyer ein. Gut ein Dutzend Jahre war er für den Verein eine wertvolle Stütze. Er trainierte weiterhin beim AC Potsdam, für den er in Einzelwettbewerben erfolgreich war. Die Fahrten nach Speyer bewältigte Anker in seinem Auto; insgesamt über hundert mal. Da eine Tour von Potsdam nach Speyer und zurück mehr als 1200 Kilometer misst, bedeutet dies, dass er im Laufe der Jahre für den AV Speyer mehr als 120 000 Kilometer zurückgelegt hat – was einer etwa dreimaligen Erdumrundung gleich kommt!

Immer war der Potsdamer zuverlässig. Er glänzte mit hohen Leistungen und großer Willenskraft. Unvergesslich sein Husarenstück bei der Deutschen Jugendmeisterschaft 1992 in Obrigheim: Er riss im 1. Versuch glatt 100 Kilo, hatte danach aber zwei Fehlversuche. Einige Konkurrenten rissen auch so viel wie Anker, keiner aber riss mehr; so musste das Stoßen entscheiden. Als härtester Konkurrent des Potsdamers erwies sich der Chemnitzer Tiedmar, der mit Mühe 125 kg gestoßen hatte, alle anderen hatten den Kampf schon beendet. Anker aber kam erst bei 130 Kilo zu seinem ersten Versuch auf die Bühne – und versagte. Auch sein zweiter Versuch war ungültig. Hatte er sich übernommen? Viele Zuschauer fanden es geradezu tollkühn, dass er zu seinem letzten Versuch sogar an 132,5 Kilo heranging. Aber Anker wusste, was er tat. Hoch konzentriert schaffte er diese Last und zwang so den schwereren Tiedmar, an 135 Kilo heranzugehen, wenn er gewinnen wollte. Der Chemnitzer aber war deprimiert, hatte keine Chance und musste sich geschlagen geben. Die Sensation war perfekt: Der Potsdamer Andras Anker war Deutscher Jugendmeister – und das mit nur zwei gültigen Hebungen.

Nicht immer ging es so erfolgreich weiter. Der Abschluss der Lehre als Maler und Lackierer, der Erwerb von Fachkenntnissen im Innenausbau, ständiges Training, lange Reisen zu anstrengenden Liga-Kämpfen – das alles schlauchte. Und so kam es, dass der einsatzfreudige Potsdamer eine Auszeit nehmen und sich von einer Erkrankung erst wieder erholen musste.

Die aktive Zeit in Speyer hat Anker inzwischen beendet. Er will nun dabei helfen, dass der AC wieder erstarkt. Die von ihm trainierten Athleten wurden Landesmeister 2007 und starten nun in der 2. Bundesliga. Er weiß, dass dort hohe Leistungen gefragt sind, und will wie stets beispielhaft vorangehen. „Ich möchte noch einige Zeit in der Mannschaft mitheben, aber es wäre gut, würden die jungen Athleten bald in höhere Regionen vorstoßen, so dass ich mich ganz der Traineraufgabe widmen kann“, meint Anker, der am vergangenen Wochenende in Potsdam mit 245 Kilo im Zweikampf Landesmeister der 94-Kilo-Klasse wurde.

Ende November wird Anker, der Heber aus Passion ist, noch einmal in Obrigheim antreten, wo die Deutschen Meisterschaften stattfinden. „Ich habe“, sagt er, „so viele Jahre gekämpft, Strapazen in Kauf genommen, Höhen und Tiefen durchlebt. Da möchte ich mir auch mal eine Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft gönnen, zumal ich ja an Obrigheim sehr gute Erinnerungen habe.“

Aber „Paule“, wie ihn seine Freunde nennen, wird auch danach noch weiter heben; schließlich kommt er bald ins Masters-Alter. Die Deutschen Titelkämpfe der Masters finden 2008 in Speyer statt, seiner zweiten Heimat. Da wird er dabei sein, wenn auch noch nicht als Aktiver, denn erst 2009 wird er 35 Jahre alt. Dann aber kann man gewiss auf erneute Schlagzeilen gefasst sein.

Lothar Janzen

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