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Landeshauptstadt: Für die Lebenden und die Toten

Das Bergmann-Klinikum sanierte seine Pathologie – mit Hilfe einer „Scheibchentechnik“

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Das Bergmann-Klinikum sanierte seine Pathologie – mit Hilfe einer „Scheibchentechnik“ Von Guido Berg Die Pathologie ist auch nicht mehr das, was sie einmal war: Bei der gestrigen Einweihung des für 2,4 Millionen Euro ausschließlich aus Eigenmitteln sanierten Pathologie-Gebäudes des Klinikums Ernst von Bergmann vergaß kaum ein Festredner, auf ihr gewandeltes Aufgabenfeld aufmerksam zu machen. Stand sie in früherer Zeit am Ende einer erfolglosen ärztlichen Behandlung, markiert sie heute oft den Anfang einer Chance auf Heilung. Zentrale Aufgabe der modernen Pathologie besteht in der Findung einer Diagnose am lebenden, nicht am toten Menschen. Pathologie ist heute laut Prof. Hubertus Wenisch, ärztlicher Direktor des Klinikums, „eine begleitende Tätigkeit der operativen Medizin“. Sie ist keine „Schattenwelt zwischen Leben und Tod“ mehr, erklärte auch Klinikums-Geschäftsführer und Gastredner Prof. Horst Nizze von der Universität Rostock zog die Gültigkeit eines alten Witzes seiner Zunft in Zweifel: „Der Pathologe weiß alles – aber zu spät“. Auch der Finanzbeigeordnete Burkhard Exner musste feststellen, dass „der Öffentlichkeit nur ein sehr enger Bereich im Bewusstsein ist“. Bei Pathologie gehe es nicht nur um Obduktionen und Gerichtsmedizin. Seitdem nicht mehr wie noch zu DDR-Zeiten jeder im Krankenhaus Verstorbene obduziert werden muss, ist die Leichen-Autopsie am Potsdamer Klinikum stark zurück gegangen. Lediglich 97 Obduktionen nahm das Institut für Pathologie im Jahr 2004 vor. Demgegenüber stieg die Zahl diagnostischer Untersuchungen von menschlichem Gewebe nach Operationen, Geburten und zur Krebserkennung stark an. 104 684 Gewebeproben wurden im Vorjahr untersucht, 86 942 Gewebeuntersuchungen erfolgten für das Klinikum selbst, der übrige Teil unter anderem für das St. Josephs-Krankenhaus. Das Institut für Pathologie war dem Vortrag von Institutsleiter Prof. Hartmut Lobeck zufolge vor 60 Jahren, im Jahr 1945, in der alten Schinkelkapelle des Klinikums gegründet worden. 1971 zog es in das heutige Gebäude um. Prof. Lobeck wollte im Jahr 2001 „eigentlich nur seinen Hörsaal saniert haben“, erklärte Geschäftsführer Kahle augenzwinkernd. Dann musste nach dem Wunsch von Prof. Lobeck ebenso das Archiv erneuert werden. „Auch dafür hatten wir großes Verständnis“, erklärte Kahle. Später habe eine Decke durchgehangen, die ersetzt werden musste. Auch ein bisschen Farbe sollte nicht viel kosten, habe Prof. Lobeck gemeint, zudem brauche ein modernes Labor auch einen neuen Brandschutz, zudem sei die Fassade nicht mehr gut und ein Fahrstuhl müsse her, auch wären neue Fenster schön, weil es zieht Kurzum, „mit dieser Scheibchentechnik“, so der Geschäftsführer, sei es Prof. Lobeck gelungen, das Gebäude fast vollständig zu sanieren. Einzig der Obduktionssaal blieb unsaniert, wenn dort jetzt auch neue Kühlgeräte für die Aufbewahrung von bis zu 26 Verstorbenen bereit stehen. Der Finanzbeigeordnete Exner lobte die 22 Mitarbeiter des Instituts, die während der Sanierung „ohne Einschränkungen“ den Betrieb aufrecht erhalten haben. „Unserem Klinikum“, so Exner, stehe nun ein sehr moderner Arbeitsbereich in der medizinischen Diagnostik zur Verfügung. Das Geld sei gut investiert worden. Er sei sicher, dass „andere pathologische Institute mit Bewunderung auf uns blicken werden“.

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